Air Liquide, ASML, L'Oréal, LVMH, Sanofi, SAP, Schneider Electric, und Siemens: Das sind die Aussichten der acht magischen Aktien aus Europa
Die "Magischen Acht" sind die europäische Antwort auf die "Glorreichen Sieben" in den USA. Diese Qualitäts-/Wachstumsaktien haben den EURO STOXX 50 Index in den vergangenen 13 Jahren nach oben gezogen. Doch weil sich laut BCA Research nächstes Jahr eine globale Rezession abzeichnet, könnten die "Magischen Acht" 2024 ein Liquidationsereignis erleben. Die langfristigen Kursaussichten stuft der Finanzdienstleister jedoch weiter als rosig ein. Der Börsenwerte Verlags-Blog berichtet.
Die Dominanz der so genannten "Glorreichen Sieben" ("Magnificent Seven") im S&P 500 Index ist gut dokumentiert. Auf diese sieben Aktien entfallen laut BCA Research rund 36% der Gewinne am US-Markt seit 2015. Ohne diese Giganten hätte der S&P 500 im Jahr 2023 nur eine Rendite von 6,9 % erzielt, während die tatsächliche Performance bei 17,6 % lag. Die führende Rolle der "Glorreichen Sieben" in den USA ist so groß, dass der S&P 500 ohne sie seit 2015 im Wesentlichen die gleiche Performance wie der EURO STOXX 50 erzielt hätte, so der zitierte Finanzdienstleister in einer Publikation vom 20-November.
Europa hat, wie es in der Studie weiter heißt, seine eigenen Giganten, eine Handvoll Aktien, die den größten Teil der Gewinne des EURO STOXX 50 Index ausmachen. Diese Unternehmen sind Air Liquide, ASML, L'Oréal, LVMH, Sanofi, SAP, Schneider Electric und Siemens. BCA Research bezeichnen sie als die "Magischen Acht". Ohne sie hätte der EURO STOXX 50 Index seit 2010 statt 89,6% nur 27% an die Aktionäre zurückgegeben.
Die kurzfristigen Aussichten für diese Aktien werden jedoch zunehmend schwieriger, und sie werden wahrscheinlich stärker als der Rest des Marktes leiden, wenn in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 eine Rezession eintritt, so die Befürchtung der Studienautoren. Langfristig bleiben die Aussichten nach Einschätzung der Analysten jedoch gut, da sie auf den Qualitätsfaktor und ein schnelleres Wirtschaftswachstum in den USA als in der Eurozone setzen.
Die "Magischen Acht"
Wie ihre Pendants in den USA, die "Magnificent Seven", sind die "Magic Eight" acht der größten Unternehmen in allen Aktienindizes der Eurozone und gehören zum EURO STOXX 50. Auf sie Magic Eight entfallen 21,8% der Marktkapitalisierung des EURO STOXX 50, 27,2% des MSCI Euro Area Benchmark und 10,7% des EURO STOXX 600. Geografisch konzentrieren sie sich auf Frankreich, Deutschland und die Niederlande.
Eine weitere Besonderheit ist, dass die "Magischen Acht", wie die "Magnificent Seven" im Verhältnis zum S&P 500, einen unverhältnismäßig großen Anteil an den Gewinnen der europäischen Aktienbenchmarks in den vergangenen zehn Jahren haben. Genauer gesagt machen sie rund 50% der Gewinne des EURO STOXX 50 seit 2015 aus, was bedeutet, dass die annualisierte Rendite des EURO STOXX 50 ohne diese Handvoll Namen bei 1,8% statt bei 4,8% gelegen hätte (siehe Grafik, oberes Feld). Mit anderen Worten: Die "Magic Eight" sind in Europa der Ausdruck der weltweiten Outperformance von Large-Cap-Aktien gegenüber Small-Cap-Aktien, insbesondere seit 2018 (siehe Grafik, unteres Feld).
Die "Magischen Acht" dominieren die Performance in Europa
Die "Magischen Acht" unterscheiden sich in einem Punkt von den "Glorreichen Sieben": der Diversifizierung. In den USA konzentrieren sich die dominierenden Namen auf den weit gefassten Technologiesektor. In der Eurozone hingegen bilden die "Magic Eight" eine viel breiter gefächerte Gruppe von Sektoren, die sich über Technologie, Konsumgüter, Industrie, Chemie und Gesundheitswesen erstreckt. Letztlich ist es diese Eigenschaft, die zu ihrer unterdurchschnittlichen Performance im Vergleich zu den "Magnificent Seven" beigetragen hat.
Ein weiteres Merkmal der "Magischen Acht" ist, dass sie im Vergleich zu den defensiven Werten nur eine geringe Korrelation mit der Performance der globalen Zykliker aufweisen, obwohl die meisten ihrer Bestandteile in zyklischen Branchen tätig sind (siehe nächste Abbildung, oberes Feld). Dies ist eine attraktive Eigenschaft, da es ihre Korrelation mit dem sehr zyklischen Aktienmarkt der Eurozone verringert. Außerdem deutet es darauf hin, dass wir uns auf die Faktoranalyse konzentrieren müssen, um ihr Verhalten zu verstehen.
Ein klarer Nachteil der "Magic Eight" ist, dass sie teuer geworden sind. Dieser Aktienkorb wird mit dem 21,2-fachen der künftigen Ergebnisschätzungen gehandelt, verglichen mit dem 12,4-fachen des EURO STOXX 50, was bedeutet, dass die verbleibenden Bestandteile der Benchmark der Eurozone nur mit dem 10,1-fachen der erwarteten Ergebnisprognosen gehandelt werden, wenn wir die acht großen Namen ausschließen (siehe nächste Abbildung, unteres Feld).
Nicht so zyklisch, wie man denken könnten, doch sie sind teurer geworden
Vorteilhafte Qualitäts- und Wachstumsfaktoren
Das wesentliche Merkmal der "Magic Eight"-Aktien ist, dass sie hauptsächlich zwei Faktoren ausgesetzt sind, die sich in den letzten zehn Jahren stark überschnitten haben: Wachstum und Qualität. Um dieses Urteil zu fällen, vergleichen die Studienautoren einige wichtige Fundamentalkennzahlen mit Hilfe der Watchlist-Funktion der BCA Equity Analyzer-Plattform.
Die Exposition gegenüber dem Wachstumsfaktor zeigt folgendes: Die "Magic Eight" zeichnen sich durch ein konstant hohes Gewinnwachstum aus. Seit 2011 haben sie ein jährliches Ergebniswachstum von 8,3% erzielt, verglichen mit 6,8% für den Rest des EURO STOXX 50. Ein erheblicher Teil dieser Outperformance fand nach der Pandemie statt, die auch mit einer Beschleunigung der Kursüberlegenheit der "Magic Eight" zusammenfiel.
Die "Magic Eight" weisen auch wichtige Merkmale des Qualitätsfaktors auf. Mit Ausnahme eines kurzen Zeitraums zwischen Juni und Dezember 2019 war ihre durchschnittliche Eigenkapitalrendite stets höher als die des übrigen EURO STOXX 50. Heute hat der Abstand ein Rekordhoch erreicht: Die Eigenkapitalrendite der "Magic Eight" liegt bei fast 30%, während die des restlichen Marktes eher bei 15% liegt. Die "Magic Eight" weisen auch einen solideren Zinsdeckungsgrad und einen niedrigeren Verschuldungsgrad als der Rest des Marktes auf. Allerdings haben sich diese beiden Vorteile in den letzten 24 Monaten abgeschwächt.
Das Kursverhalten dieser Aktien bestätigt, dass sie in erheblichem Maße auf die Faktoren Wachstum und Qualität reagieren. Die Wertentwicklung der "Magic Eight" im Vergleich zum übrigen EURO STOXX 50 folgt sowohl der Entwicklung des MSCI ACWI Growth gegenüber der MSCI ACWI Value-Benchmark als auch der des MSCI ACWI Quality gegenüber der MSCI ACW-Benchmark (siehe nächste Abbildung ).
Die Magie kommt von den Faktoren Wachstum und Qualität
Dies bestätigt, dass die Wachstums- und Qualitätsattribute dieser acht Aktien die wichtigsten Bestimmungsfaktoren für ihre überdurchschnittliche Performance in den letzten zehn Jahren waren. Am Rande sei erwähnt, dass der Qualitätsfaktor eine wichtigere Rolle spielte als der Wachstumsfaktor. Eine einfache OLS-Regressionsanalyse zeigt auch, dass die Performance der "Magic Eight" im Vergleich zum Rest des EURO STOXX 50 stärker auf den Qualitätsfaktor (statistisch signifikanter Betakoeffizient von 1,8) als auf den Wachstums- bzw. Valuefaktor (statistisch signifikanter Betakoeffizient von 0,5) zurückzuführen ist.
Unter dem Strich: Die "Magic Eight" weisen ein starkes Gewinnwachstum und eine höhere Gewinnqualität auf als der Rest des europäischen Marktes. Diese Eigenschaften bedeuten, dass sie sowohl mit dem globalen Qualitätsfaktor als auch mit dem Growth-to-Value-Faktor eng korrelieren.
Es gibt auch volkswirtschaftliche Antriebskräfte
Nur sehr wenige wirtschaftliche Variablen erklären die Outperformance der "Magic Eight" im Vergleich zum EURO STOXX 50, abgesehen vielleicht von ihrem internationalen Engagement. Wie bereits erwähnt, weist die Performance der "Magic Eight" im Vergleich zum Rest des EURO STOXX 50 eine geringe Korrelation mit der Aufteilung in zyklische und defensive Werte auf, was überraschend ist, da die meisten dieser Aktien in zyklischen Branchen tätig sind.
Die Outperformance der "Magic Eight" scheint jedoch mit einer wichtigen makroökonomischen Entwicklung zusammenzuhängen: Die schwache Leistung der Binnenwirtschaft der Eurozone. Die relative Performance der "Magic Eight" im Vergleich zum Rest des EURO STOXX 50 folgt nämlich in etwa dem stärkeren BIP-Wachstum der USA im Vergleich zu dem des Euroraums sowie den europäischen Exporten nach China, sowohl in absoluten Zahlen als auch als Anteil am BIP des Euroraums.
Diese Verbindung ist intuitiv nachvollziehbar. Denn bei diesen Unternehmen handelt es sich um internationale Giganten, die einen sehr großen Teil ihrer Einnahmen außerhalb der Eurozone erzielen, und zwar mehr als die europäische Benchmark, die inländisch geprägten Finanzwerten mehr Gewicht beimisst. Infolge dieses Auslandsengagements haben sich ihre Erträge und ihr Gewinnwachstum besser entwickelt als das des übrigen europäischen Marktes.
Unter dem Strich: Die Performance der "Magischen Acht" ist nicht stark an makroökonomische Variablen gebunden. Dennoch waren sie wichtige Nutznießer der Globalisierung, da ihre hohen Auslandseinnahmen ihnen ein stärkeres Umsatz- und Gewinnwachstum ermöglichten, als wenn sie enger an die wachstumsschwache europäische Wirtschaft gebunden gewesen wären.
Anlagefazit: Drohende kurzfristige Rückschläge bei langfristig weiter guten Aussichten
Die Aussichten für die "Magic Eight" in den nächsten sechs bis neun Monaten sind nicht gerade aufregend, aber strukturell werden sie wahrscheinlich weiterhin eine bessere Performance als der übrige europäische Markt aufweisen.
Die kurzfristigen Risiken für diese acht Aktien hängen mit der Einschätzung dieser Publikation zusammen, dass die europäische und globale Wirtschaft gegen Mitte 2024 von einer Rezession erfasst wird. In einer globalen Rezession schrumpft der internationale Handel schneller als das BIP, was bedeutet, dass die hohen internationalen Einnahmen dieser Unternehmen von einem Rückenwind zu einem vorübergehenden Gegenwind werden.
Eine Rezession wird wahrscheinlich auch zu einem breiten Ausverkauf bei globalen Aktien führen. Da Wachstums- und Qualitätswerte in den letzten zehn Jahren den größten Teil der Aktienströme angezogen haben, wird ein Liquidationsereignis diese beiden Faktoren wahrscheinlich unverhältnismäßig stark treffen. Darüber hinaus weisen die "Magic Eight" eine positive Korrelation zum Momentum-Faktor von 22% auf (wenn auch eine wesentlich geringere Beziehung als zu den Faktoren Wachstum und Qualität). Wenn die Aktienmärkte zu leiden beginnen, könnte sich die Schwäche der "Magischen Acht" folglich selbst verstärken, insbesondere wenn die teuren Highflyer des letzten Jahrzehnts die Hauptlast der Aktienabflüsse tragen.
Strukturell gesehen sind die Aussichten für die "Magic Eight" weiterhin positiv. Mit anderen Worten: Die Rezession im Jahr 2024 wird einen besseren Einstiegspunkt für den Kauf dieser Titel bieten. Aus makroökonomischer Sicht werden China und die USA wahrscheinlich weiterhin schneller wachsen als die Eurozone, was Aktien mit größerem Auslandsengagement, wie den Magic Eight, relativen Rückenwind verleihen wird.
Darüber hinaus werden Industriewerte wahrscheinlich vom Investitionszyklus profitieren, der durch die globale Umstellung auf umweltfreundliche Technologien erforderlich ist, während zyklische Konsumgüter vom Wachstum der chinesischen und indischen Mittelschicht profitieren. Außerdem gibt es wenig Grund zu der Annahme, dass die jährliche Outperformance des Qualitätsfaktors von 3,4 % in den letzten drei Jahrzehnten plötzlich verschwinden wird.
Die größte langfristige Bedrohung für die "magischen Acht" ist die jüngste Erosion einiger ihrer Qualitätsmerkmale. Den Angaben zufolge weisen sie nach wie vor höhere Zinsdeckungsquoten und niedrigere Verschuldungsquoten auf als der Rest des EURO STOXX 50, aber ihre Führungsposition hat sich verringert.
Unter dem Strich: In der ersten Hälfte des Jahres 2024 werden die "Magic Eight" wahrscheinlich einen starken Rückgang sowohl in absoluten als auch in relativen Zahlen erleben, wenn die Weltwirtschaft bis Mitte des Jahres in eine Rezession abgleitet. Dennoch bleiben ihre langfristigen Aussichten gut, da der Qualitätsfaktor und ihre diversifizierte sektorale Zusammensetzung attraktive Eigenschaften darstellen.
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