Börsenausblick 2024 der Erste Bank: ATX-Kurspotenzial von 14% und die sechs Top-Aktien sogar bis zu 37%.

Die Erste Bank erwartet eine Rückkehr zu realem BIP-Wachstum in Österreich und ein stärkeres Wachstums-Momentum in CEE. Zusammen mit einer attraktiven ATX-Bewertung versprechen sich die Analysten in 2024 davon ein Indexplus von 14%. Bei rückläufiger Inflation und sinkenden Leitzinsen sollten auch Nebenwerte an Bedeutung gewinnen. Die sechs Top-Aktientipps haben ein Kurspotenzial von bis zu 37%. Der Börsenwerte-Verlags-Blog berichtet.

Trotz des bewertungstechnischen Aufholpotenzials performte der ATX im Jahr 2023 nur durchschnittlich. Die geographische Nähe zum Krieg in der Ukraine und damit verbundene Konjunkturängste, geringeres internationales Interesse an „Randmärkten“ und eine gewisse Abhängigkeit einzelner Werte von Energiepreisen verhinderten ein besseres Abschneiden.

Der Blick nach vorne ist dennoch vielversprechend, so das Urteil der Erste Bank in dem von dem Kreditinstitut gerade veröffentlichten Ausblick Wirtschaft und Finanzmärkte 2024: Vor allem die Wachstumsperspektive der CEE Region sollten dem ATX eine solide Basis bieten, um überproportional von den erwarteten Zinssenkungen zu profitieren, heißt es zur Begründung in der zitierten Publikation.

Konkret rechnet man rechnet man mit einem Wachstum in CEE von 2,7% in den CEE8-Staaten verglichen mit erwarteten +0,9% in der Eurozone. Die allgemein prognostizierten sinkende Leitzinsen dürften außerdem den Risikoappetit unter den Marktteilnehmern begünstigen.

Quelle: Erste Group Research
Quelle: Erste Group Research

Aktien bleiben attraktiv

„Deutlich rückläufige Inflationsraten und eine erwartete Trendumkehr bei den Leitzinsen sind in den Aktienkursen nur zu einem geringen Teil eingepreist. Der ATX besitzt nicht nur aus diesem Grund weiteres Aufholpotenzial“, konstatiert Fritz Mostböck, Leiter Bereich Group Research der Erste Group, mit dem Verweis auf die günstige Bewertung des österreichischen Leitindex, dessen Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2024e derzeit bei 7,7x liegt.

Auf Basis der Schätzungen für 2025 beträgt das KGV sogar noch etwas niedrigere 7,5. Dies sei historisch als auch international eine äußerst günstige Bewertung, so das Urteil. Erwähnung findet als weiterer Pluspunkt darüber hinaus  die theoretische Gewinnrendite von Aktien versus den zehnjährigen US-Staatsanleihen mit geschätzten mehr aks 1.000 Basisounkten für 2024.

ATX-Aktien auf KGV-Basis günstig

Quelle: Erste Group Research, verschiedene Data Provider
Quellen: Erste Group Research, Factset

Das Kursziel für den ATX für Ende 2024 setzt das Erste Group Research Team bei 3.900 Indexpunkten. Da der österreichische Leitindex an diesem Donnerstag mit einem Stand von 3.420,17 Punkten aus dem Handel ging, ergibt sich daraus theoretisch ein Aufwärtspotenzial von rund 14%. Das bedeitet, es winkt ein im historischen Vergleich überdurchschnittlich gutes Börsenjahr für den Fall, dass die Rechnung aufgeht.

Attraktive Bewertung und Einstiegsgelegenheiten

„Die Wiener Börse hat nicht nur im internationalen Vergleich, sondern auch historisch gesehen eine äußerst attraktive Bewertung vorzuweisen. 2023 standen eindeutig etablierte Märkte im Vordergrund, die zum Teil neue Höchststände markieren konnten. Es ist daher naheliegend, dass 2024 wieder kleinere Märkte bzw. Mid/Small Caps an Bedeutung gewinnnen. Das anziehende Wachstums-Momentum in CEE sollte den ATX unterstützen“, erklärt Mostböck ergänzend.

Die Erste Bank geht vor dem skizzierten Hintergrund auch von einem wieder zunehmenden Fokus auf zyklische Werte aus. Positiv herausgestellt wird außerdem die attraktive Dividendenrendite des ATX, die derzeit bei rund 6% liegt. Damit bewegt sie sich auf einem historischen Höchststand und sie fällt auch deutlich höher aus als bei anderen internationalen Indizes.

Quelle: Erste Group, verschiedene Data Provider

Breites Spektrum an Werten mit Kurspotenzial - sechs Top-Tipps mit bis zu 37% Luft nach oben

Auf Ebene der Einzelwerte verspricht sich das zitierte Kreditinstitut bei ausgewählten Titeln sogar noch deutlich mehr Aufwärtspotenzial. „Es gibt eine Vielzahl von österreichischen Aktien, die in unseren Augen aktuell interessant erscheinen, hervorzuheben sind dabei Andritz, DO & CO, EVN, Kontron, RBI und STRABAG“, sagt Christoph Schultes, Chief Equity Analyst Österreich der Erste Group. Im untenstehenden Abschnitt sind die Kursziel zu diesem Sextett inklusive der Anlagearumente der Erste Bank aufgeführt.

Top-Aktie Nummer eins: Andritz (ISIN: AT0000730007, aktueller Kurs: 53,85 Euro, Kursziel: 73,70 Euro, Kurspotenzial: 36,9%): Andritz ist ein Profiteur der Elektrifizierungs- und Dekarbonisierungstrends • Das aktuelle Auftragsbuch mit einem Volumen von rund 10 Mrd. Euro bietet Visibilität bis 2025 • Erwartete Dividendenrendite von 4.5% • Die Aktie notiert weiterhin mit Bewertungsabschlägen zu Vergleichsunternehmen

Top-Aktie Nummer zwei: DO & CO (ISIN: AT0000818802, aktueller Kurs: 130,00 Euro, Kursziel: 165,00 Euro, Kurspotenzial: 26,9%): Die jüngsten Rekordergebnisse zeigen, dass das Unternehmen nicht nur von der starken Erholung der Reise- und Freizeitbranche nach der Pandemie profitiert, sondern auch sehr erfolgreich mit negativen externen Faktoren wie der hohen Inflation fertig wird • Ein innovatives und qualitativ hochwertiges Produkt- und Dienstleistungsangebot sowie die Ausweitung der Geschäftstätigkeit mit einem verstärkten Fokus auf Rentabilität als Treiber zukünftiger Geschäftsergebnisse

Top-Aktie Nummer drei: EVN (ISIN: AT0000741053, aktueller Kurs: 28,55 Euro, Kursziel: 32,50 Euro, Kurspotenzial: 13,8%): Alleine der 12,63% Anteil am Verbund ist aktuell 3,6 Mrd. Euro wert, die Marktkapitalisierung der EVN beträgt aktuell 5,1 Mrd. Euro, das operative Geschäft wird daher aktuell mit rund 1,5 Mrd. Euro bewertet, und das bei einem operativen Ergebnis von fast 530 Mio. Euro in 2022/23, starker Ausblick auch für 2023/24.

Top-Aktie Nummer vier: Kontron (ISIN: AT0000A0E9W5, aktueller Kurs: 20,34 Euro, Kursziel: 26,46 Euro, Kurspotenzial: 30,1%): Das Geschäftsmodell ist seit der Abspaltung des IT Services Geschäfts rein auf IoT (Internet of Things) ausgerichtet • Die Nischenstrategie und der Fokus auf margenstärkeres Geschäft hat geholfen, den Wachstumspfad in den vergangenen Quartalen weiterzugehen und die Konkurrenz deutlich zu übertreffen • Kontron notiert dennoch mit deutlichen Abschlägen zu Vergleichsunternehmen.

Top-Aktie Nummer fünf: RBI (ISIN: AT0000606306, aktueller Kurs: 18,52 Euro, Kursziel: 19,00 Euro, Kurspotenzial: 2,6%): Die derzeit starke Profitabilität und Kapitalisierung auch ohne Russland sind im Kurs bei weitem nicht refelktiert • Russland: Kauf von 27,8%-Anteil an STRABAG über russische Tochter mit anschließender Übertragung als Sachdividende an RBI sehen wir als sehr positiv für die Aktie; ein möglicher vollständiger Exit aus Russland wäre aus unserer Sicht auch positiv für die Aktie; beides ist von behördlichen Genehmigungen abhängig.

Top-Aktie Nummer sechs: STRABAG (ISIN: AT000000STR1, aktueller Kurs: 42,45 Euro, Kursziel: 55,00 Euro, Kurspotenzial: 29,6%): Der Ausblick für das wichtigste Segment der STRABAG, den Tiefbau (über 60% der laufenden Verträge), bleibt positiv • Die Margen sollten von der Forcierung auf Energieprojekte und Digitalisierung profitieren • Eine Änderung der Aktionärsstruktur (Ausstieg Rasperia/Deripaska) und die langfristige Perspektive auf Erhöhung des Streubesitzes sollten stark kursunterstützend wirken