Diese 50 Aktien aus Europa sind laut Goldman Sachs Übernahmekandidaten

Das Fusionskarussell in Europa nimmt Fahrt auf. So gab es zuletzt gleich drei Kaufgebote für deutsche Nebenwerte. Die Aktien der Zielfirmen reagierten darauf mit deutlichen Kurssprüngen. Wir berichten und verraten, welche Aktien aus dem europäischen Nebenwertesegment auf einer Goldman Sachs-Liste mit Übernahmekandidaten stehen.

Aktien aus der zweiten und dritten Reihe hinkten in den Vorjahren hinter den großen Standardwerten an den europäischen Börsen her. Das hatte mit einem für Nebenwerte eher ungünstigen Umfeld zu tun.

So war aus Sicht von Goldman Sachs zuletzt das makroökonomische Umfeld für europäische Small Caps nicht besonders förderlich, weil zum einen die Anleiherenditen nach wie vor hoch sind, was für Nebenwerte negativ ist.

Dies gilt laut der US-Investmentbank insbesondere für deutsche, schwedische und belgische Small Caps, die in erster Linie auf Immobilien, Telekommunikation und Versorgungsunternehmen ausgerichtet sind. Small Caps sind den weiteren Angaben zufolge im Vergleich zu Large Caps nicht besonders verschuldet, aber 50% ihrer Schulden basieren auf variablen Zinssätzen.

%-Anteil der variablen* und refinanzierten Gesamtverschuldung in den Jahren 2024-2025

Quellen: Bloomberg, Goldman Sachs Global Investment Research

Konjunktur bremst Nebenwerte-Performance

Zum anderen ist nach Einschätzung von Goldman Sachs das schwache Wachstum in Europa ein Nachteil für Small Caps, die zyklischer sind als Large Caps und eine etwas stärkere Ausrichtung auf das verarbeitende Gewerbe aufweisen. Dies erklärt für die zitierten Analysten auch, warum Small Caps nicht so gut abgeschnitten haben, wie es der Rückgang der Anleiherenditen im Jahr 2024 vermuten ließ.

Zusammenspiel der realen zehnjährigen US-Staatsanleiherenditen mit der relativen Kursentwicklung des STOXX Small gegenüber dem STOXX Large (indexiert auf 100 im Januar 2019)

Quellen: Datastream, Goldman Sachs Global Investment Research

Small Caps tendieren gemäß Goldman Sachs darüber hinaus dazu, schlechter abzuschneiden, wenn sich die Anleger um das Rezessionsrisiko sorgen oder das Verbrauchervertrauen sinkt. Der Flash-PMI für die Eurozone verbesserte sich verbesserte sich im Oktober geringfügig, damit lag der Einkaufsmanagerindex aber unter dem Konsens. Und in absoluten Zahlen ist der Wert von 45,5 für das verarbeitende Gewerbe immer noch extrem niedrig.

Europäische Nebenwerte mit Bewertungsvorteil

Ob sich der Wind dreht, hängt also somit unter anderem davon ab, wie die Antworten auf Fragen wie jene ausfallen, ob die Zinsen weiter sinken und die Konjunktur an Dynamik gewinnt, da Nebenwerte davon in der Regel stärker profitieren. Unterstützung erhält die These von künftig wieder mehr Tempo beim Fusionsreigen aber bestimmt über die Bewertungsschiene. Denn Titel aus der zweiten und dritten Reihe sind relativ günstig, nachdem sie zuletzt nicht im Rampenlicht standen. Das macht sie zu attraktiven Übernahmekandidaten für Firmen, die nach externen Wachstumschancen suchen.

Entwicklung des Bewertungs-Auf-/Abschlags von Nebenwerten versus Standardwerte gemessen am geschätzten KGV

Quellen: Datastream, I/B/E/S, Goldman Sachs Global Investment Research

Die Ereignisse der vergangenen Tage deuten speziell auch mit Blick auf Deutschland ein bereits wiedererwachtes Interesse an Nebenwerten an. Denn es gab gleich drei zur besprochenen Thematik passende Übernahmeofferten.

So bietet der US-Finanzinvestor TA Associates für Nexus, einem Software-Anbieter für Kliniken, beim Stahlhersteller Salzgitter bestätigte der Großaktionär Papenburg zusammen mit TSR Recycling Übernahmepläne und im Biotechbereich unterbreitete der US-Branchenvertreter Halozyme Therapeutics ein Kaufangebot für den deutschen Wirtstoffentwickler Evotec.

In allen drei Fällen gingen die Meldungen mit sehr deutlichen Kursgewinnen einher. Wobei es allerdings auch so ist, dass die Notierungen in den Jahren zuvor bei diesem Trio deutlich gefallen waren. Das heißt, um als Anleger zu profitieren, kam es auf das richtige Timing an.

Unter den 50 Übernahmekandidaten stammen neun aus Deutschland und zwei aus Österreich

Anleger, die auf das Kassieren einer Übernahmeprämie im Falle eines Übernahmeangebots spekulieren wollen, stehen vor der Aufgabe, potenzielle Übernahmekandidaten zu identifizieren. Hilfestellung bei der Suche kann die unten abgebildeten Liste von 50 europäischen Unternehmen aus der Kategorie Nebenwerte leisten, die laut Goldman Sachs Kandidaten für Leveraged Buyouts (LBO – fremdfinanzierte Übernahmen) sind.

Die beim Erstellen dieser Liste angewandten Kriterien umfassen bei der Marktkapitalisierung einen Wert in einer Spanne von mehr als 0,3 Mrd. Euro und weniger als zehn Mrd. Euro., eine hohe Eigenkapitalrendite (ROE – return on equity) sowie eine geringe finanzielle Verschuldung (ND/EBITDA – Nettoverschuldung zum EBITDA). Außerdem müssen Unternehmen mit einem größeren Bewertungsabschlag als üblich gegenüber ihren Branchenkollegen gehandelt werden, um Berücksichtigung zu finden (siehe auch die ergänzenden Erläuterungen unter der Tabelle).

Mit Carl Zeiss Meditec, Fuchs, Fielmann, Pfeiffer Vacuum, Mensch und Maschine, Secunet, Borussia Dortmund, M1 Kliniken, FC Energy sind übrigens neun Aktien von deutschen Unternehmen in der Liste enthalten. Frequentis weist Goldman Sachs ebenfalls als deutsches Unternehmen aus, der Firmensitz befindet sich aber in Österreich. So gesehen sind zusammen mit DO & CO auch zwei österreichische Titel Bausteine in der Tabelle.

Interessant zu erfahren wäre natürlich auch, welche der genannten Aktien Sie am interessantesten finden oder welche Übernahmekandidaten Sie selbst auf der Ihrer Liste haben.

Die Goldman Sachs-Liste mit 50 Übernahmekandidaten aus Europa im Überblick

Quellen: Datastream, FactSet, Goldman Sachs Global Investment Research; Unternehmen, die im Vergleich zum Median des jeweiligen STOXX Europe 600 (SXXP)-Sektors ein niedrigeres Verhältnis zwischen Nettoverschuldung und EBITDA, eine niedrigere Bewertungsprämie als üblich auf der Grundlage des KGVs (NTM PE) basierend auf den Schätzungen der nächsten zwölf Monate (NTM PE) sowie eine höhere Eigenkapitalrendite als üblich aufweisen.