Dividenden-Alarm beim Dax! Welche Branchen von Kürzungen bedroht sind plus die neuesten Ausschüttungsprognosen zu allen 40 Dax-Aktien
Schlechte Nachrichten für Dividendenjäger - die Zahlungen bei einigen Dax-Vertretern könnten sinken. Denn ein schwieriges Umfeld führt teils zu niedrigeren Gewinnschätzungen bei deutschen Großkonzernen. Sorgen bereiten insbesondere zwei Branchen. Welche das sind, berichtet der Börsenwerte-Verlags-Blog. Zudem erfahren Sie alle aktualisierten Ergebnis - plus Ausschüttungsprognosen zu den 40 Dax-Aktien.
Wer als Anleger sein hart verdientes Geld in Aktien investiert, der erhofft sich davon auch einen positiven Ertrag. Neben Kursgewinnen kann sich dieser aus den eingestrichenen Dividendenzahlungen speisen. In den vergangenen Jahren ging diese Rechnung auch deshalb auf, weil die Summe der von den Dax-Mitgliedern geleisteten Ausschüttungen auf Rekordkurs war.
Doch diese schönen Zeiten könnten jetzt leider vorbei sein. Denn bei den führenden Großkonzernen am deutschen Aktienindex bahnt sich eine Kehrtwende an. Das heißt anders ausgedrückt, die Zeiten der steigenden Dax-Dividendensummen könnten gezählt sein.
Die Gründe dafür sind vielschichtig und reichen von der globalen Wirtschaftslage über die Entwicklung einzelner Branchen bis hin zu den Entscheidungen der Unternehmen selbst. Besonders problematisch ist, dass der Dax stark von konjunkturabhängigen Sektoren geprägt ist, die sowohl in Europa als auch weltweit derzeit mit Gegenwind zu kämpfen haben.
Ein Beispiel hierfür ist der Chemiesektor, der das gesamte Jahr über eine Schwächephase erlebt. Analysten haben ihre Gewinnprognosen für europäische Chemiewerte seit Jahresbeginn um 12% nach unten korrigiert, wie Commerzbank-Aktienmarktstratege Andreas Hürkamp in einer aktuellen Aussendung schreibt.
Rückläufige Dax-Gewinnprognosen
Auch der Automobilsektor gibt Anlass zur Sorge: Seit Sommer 2024 häufen sich Gewinnwarnungen, und die Erwartungen der Analysten für 2024 liegen inzwischen um 20 Prozent unter den Schätzungen von Anfang Januar. Der negative Trend in diesen Bereichen wirkt sich damit erheblich auf die Dax-Gewinnprognosen aus.
In vergleichsweise stabiler Verfassung zeigen sich die europäischen Versicherer und Versorger, deren Gewinnerwartungen im Vergleich robuster geblieben sind. Dies spiegelt sich auch im Dax wider, da die Aktien dieser Sektoren den Index zumindest teilweise stabilisieren konnten. Dennoch überwiegen die Schwächesignale, insbesondere aus dem Automobilsektor, und trüben die Gesamtperspektive für den Dax.
Ein Blick auf die jüngsten Zahlen zeigt jedenfalls unter dem Strich ein klares Bild: Im vergangenen Quartal senkten Analysten ihre Dax-Gewinnprognosen für das Geschäftsjahr 2024 um durchschnittlich 4% von 1.450 auf 1.400 Indexpunkte. Damit bewegt sich die für 2024 erwartete Dax-Gewinnentwicklung mittlerweile mit –3% im negativen Bereich.
Ein wichtiger Faktor mit Blick auf die sinkenden Gewinne ist die Entwicklung in China. Der Markt in dem Riesenreich war lange Zeit ein Wachstumsmotor für viele deutsche Unternehmen. Doch die chinesische Wirtschaft schwächelt, was sich direkt auf die Geschäftszahlen deutscher Konzerne auswirkt. Hinzu kommen steigende Kosten für Energie und Rohstoffe sowie ein verschärfter Wettbewerb auf den internationalen Märkten.
Weniger Gewinn, weniger Dividende
Wenn Unternehmen weniger verdienen, bleibt auch weniger Geld übrig, um es an die Aktionäre auszuschütten. Die Folge: Die Dividenden könnten sinken. Laut aktuellen Schätzungen könnte die Gesamtsumme der Dividenden, die Dax-Unternehmen im kommenden Jahr auszahlen, deutlich unter dem Vorjahreswert von 52,3 Mrd. Euro liegen, so Hürkamp. Wissen muss man dazu: Im Geschäftsjahr 2023 trugen die Dividenden der Automobilwerte noch mit 15,7 Mrd. Euro stolze 30% zur gesamten Dax-Dividendensumme bei.
Doch dieser bedeutende Anteil dürfte voraussichtlich deutlich sinken, da sich die sinkenden Gewinnprognosen für die Chemie- und Autoaktien wie bereits angedeutet jetzt auch in den Dividendenaussichten niederschlagen. Für die Autoaktien im Dax wurden die Dividendenprognosen im letzten Quartal um 10% bis 20% reduziert, während die Schätzungen für Chemietitel um bis zu 30% nach unten korrigiert wurden, wie Hürkamp vorrechnet.
Zwar dürften die Dividenden in anderen Sektoren wie Versicherungen und Versorgern steigen, doch es ist fraglich, ob das die Rückgänge bei den Auto- und Chemiedividenden ausreichend kompensieren kann. Die Gesamt-Dividendensumme des Dax für das Geschäftsjahr 2024 dürfte zumindest nach Einschätzung von Hürkamp sinken.
Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die aktualisierten Analystenschätzungen zu den Gewinnen und den Dividenden je Aktie für 2024 bei den 40-Dax-Mitgliedern.
Fazit: Anleger sollten sich darauf einstellen, dass die Zeiten rekordhoher Dividenden im Dax vorerst vorbei sein könnten. Die Herausforderungen in den wichtigen Sektoren Chemie und Automobil hinterlassen bereits jetzt ihre Spuren in den Gewinn- und Dividendenerwartungen. Anleger, die verstärkt auf Dividendenrenditen setzen, sollten daher gut abwägen, welche Unternehmen in ihren Portfolios langfristig stabile Erträge versprechen – und sich auf mögliche Dividendenkürzungen einstellen. Ansonsten bleibt aus Investorensicht nur zu hoffen, dass der von wichtigen Notenbanken wie Fed und EZB eingeleitete Zinssenkungszyklus ebenso bald für einen Konjunkturaufschwung sorgt wie die von China im großen Stil geplanten volkswirtschaftlichen Stimulierungsmaßnahmen.
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