ERLÄUTERNDES ZU DEN JÜNGSTEN MARKTTURBU-LENZEN
Jüngst ging es wieder einmal etwas hektischer zu an den Börsen. Die Kurse sind vielerorts in den vergangenen Wochen gefallen, manche Einzelaktien wurden nach schlechten Nachrichten sogar regelrecht abgeschlachtet und viele Anleger sind deswegen wieder nervös geworden. Und wer will es ihnen verdenken: Schließlich gibt es im Marktumfeld in der Tat viele Einflussfaktoren, die einem skeptisch stimmen können. Vor diesem Hintergrund erscheint es uns angebracht, mal wieder einige erläuternde Anmerkungen zum Marktgeschehen und zur vermutlich weiteren Entwicklung zu schreiben.
Dabei fangen wir mit der Zinsstrukturkurve an und damit dem Thema, dass die Anleger zuletzt besonders stark auf Trab gehalten hat. Für viel Diskussionsstoff sorgte jedenfalls die Tatsache, dass am 14. August die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries erstmals seit 2007 wieder unter jene der 2-jährigen US-Staatsanleihen gefallen ist.
Bedeutsam ist diese Entwicklung laut NordLB vor allem aus einem Grund: Eine negative Zinsdifferenz 10-Jahre minus 2-Jahre – also eine inverse Zinsstruktur – war in der Vergangenheit oftmals ein Vorbote für eine baldige Rezession. Wie die Analysten bei der NordLB weiter ergänzen, sei über viele Monate hinweg bereits über die Möglichkeit einer 10-Jahre-2-Jahre Inversion in den USA diskutiert worden, mit den wahrscheinlichen Folgen für die zu erwartende globale konjunkturelle Entwicklung und nun sei der Fall tatsächlich eingetreten.
Wie es weiter heißt, müsse als Ausgangpunkt für diese Entwicklung wohl die Befürchtungen angesehen werden, dass die diversen, vor allem politisch motivierten „Unruheherde“, über kurz oder lang die weltweite Konjunktur zunächst signifikant verlangsamen und dann einige Länder in die Rezession führen werden. Dabei würden zwar die Notenbanken wie gewohnt mit Zinssenkungen reagieren, da aber der wirtschaftliche Einbruch markanter sein werde als üblich, sei wieder mit unkonventionellen Maßnahmen wie Quantitative Easing zu rechnen, was die langfristigen Zinsen stärker nach unten drücke, als die (an den Leitzinsen hängenden) kurzfristigen Zinsen. Flucht in Safe Haven-Anlagen ist laut NordLB zudem das Gebot der Stunde, wenn es düster mit der Konjunktur – und der Politik aussieht. Leider ist es aus unserer Sicht so, dass sich die vielen Belastungsfaktoren nicht von heute auf morgen in Luft auflösen dürften. Dafür gibt es in vielen Gesellschaften ganz einfach zu viele Spaltungen und das bringt Populisten an die Macht und mit ihnen eine populistische Politik. Folglich dürfte es so sein, dass die Anleger mit negativen Einflüssen auf das Marktgeschehen bis auf weiteres werden leben müssen. Wobei es aber natürlich sein kann, dass es zwischenzeitlich immer wieder einmal positive Überraschungen von Seiten der Politik gibt und diese dann zu spürbaren Kurs-Rallys führen. Doch früher oder später dürften dann aus der politischen Ecke wieder neue Belastungen kommen. So ein Beispiel könnte der Handelskrieg zwischen China und den USA sein. Denn für den Fall, dass es zu viel Gegenwind geben sollte, könnte US-Präsident Trump einknicken. Aus Sicht der Märkte wäre das positiv, doch früher oder später dürfte sich zeigen, dass uns der Machtkampf zwischen den USA und China so oder so noch länger beschäftigen wird.
Abgesehen davon ist es so, dass derzeit eine rekordhohe Lücke zwischen der Stimmung bei den Investoren und den Konsumenten in Europa zu beobachten ist. So ist der ZEW-Indikator zuletzt auf den tiefsten Stand seit 2011 gerutscht und tiefer als der aktuelle Stand notierte er bisher nur in Krisenzeiten. Gleichzeitig bewegt sich die Konsumentenstimmung zwar unter den Hochs von Ende 2017, sie liegt aber noch immer über dem 20-Jahresdurchschnitt. Wie aus der nachfolgenden Grafik zu ersehen ist, die aus einer Studie von Morgan Stanley stammt, ist die Kluft bei der Stimmung von Investoren und Konsumenten so groß wie nie. Und wie die zweite Grafik zeigt, war es bei überproportionalen Differenzen bei der Stimmungslage in der Vergangenheit so, dass dies ein Vorbote für nachfolgende Rezessionen war. Außerdem trat diese Konstellation oft um Zwischenhochs an den Börsen auf. Die Grafik mahnt somit zu einer gewissen Vorsicht.
Die Lücke zwischen der Stimmung bei Inves-toren und Konsumenten ist hoch wie nie… und eine große Kluft war in der Vergangenheit oft vor Rezessionen und um Kurshochs zu registrieren
Die Zinssenkungsaktivitäten vieler Notenbanken lassen uns zwar hoffen, dass es am Ende vielleicht doch glimpflicher ausgeht, als es momentan gemessen an vielen Einflussfaktoren aussieht. Wobei wir klarer aber ohnehin erst ab Oktober sehen dürften. Denn aktuell ist schwer zu entscheiden, was von der jüngsten Marktschwäche auf die negativen politischen und wirtschaftlichen Rahmendaten zurückzuführen ist und was auf die Saisonalität, da wir uns derzeit bekanntlich in einer Phase befinden, die in der Vergangenheit oft schon unterdurchschnittliche Performance-Ergebnisse brachte.
Wir würden zunächst erst einmal eine vorsichtigere Gangart beim Investieren anlegen. Unterstützung für diese These kommt auch von der nachfolgenden Grafik. Denn daraus ist zu ersehen, dass es in der Vergangenheit zwar dann eine gute Idee, war, Kursrückschläge zu Käufen zu nutzen. Und zwar dann, wenn sich die Märkte im Risk on-Modus befanden und das wiederum war typischerweise dann der Fall, wenn sich wirtschaftliche Frühindikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes in der Beschleunigungsphase befanden. In den vergangenen 9 Zyklen stieg der S&P 500 Index bei dieser Konstellation jedenfalls in allen Fällen.
Deutlich schlechter wird die Bilanz bei sich abschwächenden Einkaufsmanagerindizes und laut UBS handelt es sich dabei dann um Risk-off-Phasen. Sogar Risikoaversion sei bei einem Fall der Einkaufsmanagerindizes auf Stände von unter 50 Punkte angesagt, dann nur einmal in 9 Fällen habe es der S&P 500 Index da geschafft, eine positive Performance zu erzielen. Das stützt wie erwähnt unsere These, erst einmal etwas mehr Vorsicht walten zu lassen.
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