Interessanter Vermögensvergleich: Schweizer sind fast drei Mal so reich wie Deutsche und Österreicher
Das weltweite Vermögen der privaten Haushalte sank im Vorjahr erstmals seit der Finanzkrise um 2,4% auf 454,4 Billionen Dollar. Das geht aus dem aktuellen Global Wealth Report der Schweizer Großbanken UBS und Credit Suisse hervor. Auch in der Schweiz sind die Privatvermögen gesunken. Gemessen am Pro-Kopf-Vermögen ist die Schweiz aber immer noch Spitze. Österreicher und Deutsche hinken verglichen damit weit hinterher. Der Börsenwerte-Verlags-Blog berichtet, nennt Zahlen und Hintergründe zum Anlageverhalten in den drei Ländern.
Kürzlich haben Credit Suisse und UBS die 14. Ausgabe des Global Wealth Report veröffentlicht. Dabei handelt es sich um eine der umfassendsten Analysen des globalen Vermögens privater Haushalte. Der Bericht wurde vom Credit Suisse Research Institute, dem internen Thinktank der Bank, herausgegeben und stützt sich auf einzigartige Einblicke der führenden Wissenschaftler in diesem Bereich, Prof. Anthony Shorrocks, Prof. James Davies, Prof. Rodrigo Lluberas und Prof. Daniel Waldenström.
Die Autoren haben darin auch eine interessante Analyse angestellt, bei der es darum geht, wie es im absoluten und im relativen Vergleich um die Vermögenslage von Schweizern, Deutschen und Österreichern bestellt ist.
Reichtum pro Erwachsenem 2000 - 2022 (USD) in Österreich, Deutschland und der Schweiz
Die Ausführungen umfassen auch den Hinweis daraus, dass nach durchschnittlich 3,8% im Jahr 2021 das BIP-Wachstum in Österreich, Deutschland und der Schweiz im Jahr 2022 5,0%, 1,8% bzw. 2,1% betrug, was einem Durchschnitt von 3,0% entspricht. Durch die Entwicklung in diesen beiden Jahren lag das BIP in allen drei Ländern um durchschnittlich 2,3 Prozentpunkte über dem Niveau von 2019 (vor der Pandemie). Für 2023 prognostiziert der IWF ein langsames Wachstum von durchschnittlich 0,4 %.
Wie in den meisten westeuropäischen Ländern stieg die Arbeitslosigkeit in Österreich, Deutschland und der Schweiz weniger stark an als in Nordamerika. Im Jahr 2022 lag sie im Durchschnitt dieser Länder auf dem Niveau von 2019 (3,4%). Das real verfügbare Einkommen ging während der Pandemie leicht zurück und lag 2022 in Österreich und Deutschland im Durchschnitt 0,9% unter dem Niveau von 2019 (für die Schweiz liegen keine Daten vor).
Das Sparverhalten war dramatischer: Die durchschnittliche Sparquote lag in den Jahren 2020 und 2021 in Österreich und Deutschland bei 20,7% gegenüber 16,2% im Jahr 2019. Die Studienautoren gehen davon aus, dass der daraus resultierende Aufbau von "überschüssigen Ersparnissen" abgebaut wird, aber obwohl die Sparquoten im Jahr 2022 mit durchschnittlich 17,2% in Österreich und Deutschland sanken, lagen sie immer noch über dem Niveau von 2019.
Die Aktienmärkte entwickelten sich im Jahr 2021 sehr gut, die Aktienkurse stiegen in den drei Ländern im Durchschnitt um 22,3%. Im Jahr 2022 kehrten sich diese Anstiege jedoch fast vollständig um, mit Rückgängen von 18,0% in Österreich, 19,0% in der Schweiz und 22,1% in Deutschland. Die Ergebnisse verbesserten sich im Jahr 2023, als die wichtigsten Aktienindizes in den ersten vier Monaten des Jahres in Österreich um 4,2%, in der Schweiz um 5,9% und in Deutschland um 13,6% stiegen.
Das Vermögen pro Erwachsenem betrug Ende 2022 in Österreich 245.225 Dollar, in Deutschland 256.179 Dollar und in der Schweiz 685.226 Dollar (gemessen am Vermögen pro Erwachsenem liegt die Schweiz damit übrigens weltweit an der Spitze). Von 2000 bis 2022 wuchs es mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von 3,5% in Österreich, 4,6% in Deutschland und 5,1% in der Schweiz, gemessen in US-Dollar.
Makroökonomische Indikatoren 2022 rund um das Vermögen von Österreichern, Deutschen und Schweizern
Die relative Bedeutung des Finanzvermögens in den Portfolios der Haushalte ist in der Schweiz anders als in Deutschland und Österreich zuletzt zurückgegangen
Die Zusammensetzung des Vermögens in diesen Ländern hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten langsam verändert, wobei die relative Bedeutung von Finanzanlagen in Österreich und Deutschland in etwa gleich geblieben ist, während sie in der Schweiz tendenziell abnimmt. Die Allmählichkeit des Wandels spiegelt geringere Schwankungen der Vermögenspreise wider als in einigen anderen großen europäischen Volkswirtschaften wie Frankreich, Spanien oder dem Vereinigten Königreich. Im Durchschnitt machte das Finanzvermögen in Österreich und Deutschland 39,7% des Bruttovermögens im Jahr 2000, 42,0% im Jahr 2010 und 40,4% im Jahr 2022 aus. Die entsprechenden Zahlen für die Schweiz lagen bei 62,4%, 57,9% und 53,7% für die jeweiligen Jahre.
Zusammensetzung des Vermögens pro Erwachsenem (USD)
Bei der Betrachtung der jüngsten Veränderungen gegenüber dem Vorjahr ist es gemäß den Studienautoren am besten, geglättete Wechselkurse zu verwenden, da es in den Jahren 2021 und 2022 erhebliche Wechselkursänderungen beim Euro gab. Auf dieser Grundlage stieg das Nettovermögen je Erwachsener im Jahr 2021 in Österreich um 6,4%, in Deutschland um 11,3% und in der Schweiz um 11,4 %, was die Erholung von den Tiefständen der Pandemiezeit widerspiegelt. In allen drei Ländern lag der durchschnittliche Anstieg bei 9,7 %.
Das Vermögen je Erwachsener stieg im Jahr 2022 weniger stark an, nämlich um durchschnittlich 3,3% - 6,7% in Österreich, 1,1% in Deutschland und 1,9% in der Schweiz. Das Bruttovermögen je Erwachsener stieg mit einer ähnlichen Rate, wiederum unter Verwendung geglätteter Wechselkurse, im Durchschnitt um 9,1% im Jahr 2021 und 3,5% im Jahr 2022.
Die Verschuldung je Erwachsener wuchs 2021 mit einer Rate von 5,6% langsamer als das Bruttovermögen und 2022 mit 4,6% etwas langsamer als das Vermögen. Die relative Bedeutung des Finanzvermögens in den Portfolios der Haushalte stieg in Österreich und Deutschland von einem Zwei-Länder-Durchschnitt von 43,2% im Jahr 2021 auf 40,4% im Jahr 2022, während sie in der Schweiz von 55,8% auf 53,7% zurückging.
Relative Bedeutung des Finanzvermögens in den Portfolios der Haushalte (%)
Die Vermögensungleichheit ist in den drei Ländern moderat, wie die Gini-Koeffizienten von 76,1 in Österreich und jeweils 77,2 in Deutschland und der Schweiz im Jahr 2022 zeigen. In allen drei Ländern ist die Vermögensungleichheit seit dem Jahr 2000 leicht zurückgegangen. Damals lag der Gini-Koeffizient bei 78,1 in Österreich, 81,2 in Deutschland und 81,0 in der Schweiz.
Während der Rückgang in Österreich schrittweise über den Zeitraum von 2000 bis 2015 erfolgte, fand der Rückgang in Deutschland nach 2008 und in der Schweiz hauptsächlich nach 2017 statt. Der Anteil der obersten 1% ist seit 2000 in Österreich von 27,0% auf 25,8% und in der Schweiz von 32,2% auf 27,3% gesunken. In Deutschland hingegen fiel er zwar von 29,1 % im Jahr 2000 auf 27,2 % im Jahr 2008, ist aber seitdem wieder auf 30,4 % angestiegen. Der Anteil der untersten sechs Dezile stieg von 2,8% im Jahr 2000 auf 6,6% im Jahr 2022.
Ergänzender Hinweis: Wer sich nach dem Lesen dieses Blogbeitrags vielleicht krämt, kein Schweizer zu sein, dem sei zum Trist gesagt, dass das Credit Suisse Research Institute davon ausgeht, dass das globale Vermögen in den nächsten fünf Jahren auf 629 Billionen Dollar (+38%) steigen dürfte. Das Wachstum in Märkten mit mittleren Einkommen wird demnach zum Haupttreiber globaler Trends. Der Bericht geht weiter davon aus, dass das Vermögen pro Erwachsenem 2027 USD 110.270 und die Zahl der Millionäre 86 Millionen erreichen wird, während die Zahl der äußerst wohlhabenden Personen (UHNWI) auf 372.000 steigen dürfte. Und falls diese Prognosen stimmen, dürften davon dann auch Österreicher und Deutsche profitieren.
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