Kryptowährungs-Anhänger aufgepasst: Warum die Bitcoin-ETF-Zulassung auch ein Kurs-Warnsignal sein könnte
Die US-Wertpapieraufsichtsbehörde hat die Bitcoin-Spot-ETF-Anträge mehrerer Vermögensverwalter genehmigt. Anhänger erhoffen sich dadurch enorme Mittelzuflüsse vor allem institutioneller Anleger in die führende Kryptowährung. Auf ähnlich von der Krypto-Community im Vorfeld gefeierte Ereignisse folgten in der Vergangenheit allerdings des Öfteren Kursabstürze, so die DZ Bank in einer Studie. Der Börsenwerte Verlags-Blog berichtet.
Das lange Warten hat ein Ende: Die US-Wertpapieraufsichtsbehörde SEC hat in der Vorwoche grünes Licht für Bitcoin-Spot-ETFs gegeben. Auf diesen Moment haben viele Anhänger der Kryptowährung mehr als ein Jahrzehnt lang gewartet. Denn in den Jahren zuvor hat die SEC Bitcoin-Spot-ETFs mit der Begründung fehlender Marktüberwachung und möglicher Marktmanipulation reihenweise abgelehnt.
Die Blockadehaltung wurde nun mit einem Paukenschlag aufgelöst, indem Bitcoin-Spot-ETFs gleich mehrerer großer Vermögensverwalter auf einen Schlag genehmigt wurden. Seit dem vergangenen Donnerstag können die ETFs an verschiedenen US-Börsen gehandelt werden. Das Handelsvolumen belief sich am ersten Tag auf über 4,5 Mrd. Dollar.
Bitcoin-Spot-ETFs in aller Munde
Innerhalb der vergangenen Monate dominierte das Thema Spot-ETFs die Schlagzeilen im Krypto-Segment, schreibt dazu die DZ Bank in einer aktuellen Studie. Spätestens seit der SEC-Niederlage vor Gericht im Spätsommer des Vorjahres bezüglich der Umwandlung des Grayscale Bitcoin Trusts in einen Spot-ETF standen die Zeichen für eine nun erstmalige Genehmigung solcher Produkte so gut wie nie. Die Tatsache, dass im Sommer erstmalig BlackRock einen Antrag für einen solchen Spot-ETF gestellt hat, ließ Krypto-Anhänger zudem aufhorchen. Grund hierfür ist die herausragende Bilanz BlackRocks bei der Einreichung von ETF-Anträgen aller Art, so das zitierte deutsche Kreditinstitut.
Innerhalb der vergangenen Wochen konnte der Bitcoin daher in Erwartung eines positiven Ausgangs der Spot-ETF-Anträge ein erhebliches Kursplus aufweisen. Seit Oktober 2023 ist die führende Kryptowährung um knapp 70% gestiegen. Hintergrund ist laut den DZ-Bank-Experten die Hoffnung einiger Marktteilnehmer auf ein nun steigendes institutionelles Engagement und somit enorme Mittelzuflüsse. Allein die verwalteten Vermögen der Finanzinstitute mit erfolgreicher Bitcoin-Spot-ETF-Zulassung belaufen sich auf etliche Billionen Dollar. Eine geringe Allokation dieser Gelder könnte einen gewaltigen Mittelzufluss nach sich ziehen und der Kryptowährung einen nachhaltigen Preisauftrieb geben, so die Hoffnung einiger Marktteilnehmer.
So nachvollziehbar diese Hoffnung auch ist. Es bleibt aus der Sicht der DZ Bank aber ungewiss, ob konservative institutionelle Anleger wie Pensionsfonds oder Versicherungen tatsächlich in Bitcoin investieren werden. Wenig hilfreich sind in diesem Zusammenhang Vorfälle wie der Hackerangriff auf den X-Account der SEC mit der Falschmeldung über die Genehmigung der Spot-ETF-Anträge, die zu Kursturbulenzen beim Bitcoin führte. Dass der Vorfall von der Krypto-Community in diversen Foren regelrecht gefeiert wurde, schadet darüber hinaus dem Image und dem Vertrauen in das Marktsegment. Zudem fehlt in den USA weiterhin ein einheitliches Krypto-Regelwerk, und die US-Börsenaufsicht hat weiterhin Klagen gegen mehrere Krypto-Börsen am Laufen, geben die Studienautoren zu bedenken.
Ein Blick in die Vergangenheit lässt die Alarmglocken schrillen
Gute zwei Jahre ist es nun her, da startete der erste Bitcoin-Futures-ETF „ProShares Bitcoin Strategy ETF“ mit dem Kürzel BITO in den Handel. Der Unterschied zwischen beiden Fondsprodukten besteht insbesondere darin, dass Futures-ETFs nicht direkt in Bitcoin investieren. Vielmehr erfolgt die Absicherung über Terminkontrakte, die nur indirekt den aktuellen Bitcoin-Kurs wiedergeben. Spot-ETFs dagegen investieren direkt in Bitcoin und beruhen daher auf den aktuellen Preisen.
Von der Bitcoin-Community wurde der Start von BITO im Herbst 2021 beinahe schon überschwänglich gefeiert. Tatsächlich wurde innerhalb weniger Tage ein Vermögen von über 1 Mrd. Dollar erreicht. Der Bitcoin-Kurs verzeichnete wenige Wochen später sein bis heute gültiges Allzeithoch. Danach folgte aber ein drastischer Kurseinbruch sowohl des Bitcoin-Kurses als auch des Vermögens des BITO. Zuletzt konnte der Bitcoin-Futures-ETFs zwar auf aktuell etwa 2 Mrd. Dollar anwachsen – doch ein wirkliches Ausrufezeichen sieht aus der Sicht der DZ Bank anders aus. Bis heute konnte Bitcoin nun über zwei Jahre nach seinem Allzeithoch die Marke von rund 69.000 Dollar nicht mehr ansatzweise erreichen.
Außerdem geben die Studienverfasser zu bedenken, dass es nicht das erste Mal ist, dass von der Krypto-Community im Vorfeld herbeigesehnte Ereignisse mit enormen Kurszuwächsen in Bezug auf den Bitcoin-Kurs zur Enttäuschung wurden. Neben der genannten Einführung der Bitcoin-Futures-ETFs reihen sich sowohl die Einführung der Bitcoin Futures Ende 2017 sowie der Börsengang der Krypto-Börse Coinbase im April 2021 in diese Liste ein. In den Wochen nach diesen Ereignissen musste die älteste Kryptowährung der Welt jeweils erhebliche Kurseinbußen hinnehmen.
Ether stielt Bitcoin die Show
Viele Marktteilnehmer rieben sich laut DZ Bank angesichts der Kursentwicklung in den Stunden nach der SEC-Bekanntgabe verdutzt die Augen. Entgegen den Erwartungen vieler Beobachter fiel die Reaktion des Bitcoin-Kurses zunächst verhalten aus. Auch ein kurzes Hochschießen des Kurses zum Spot-ETF-Handelsstart auf etwa 49.000 Dollar erwies sich nicht als nachhaltig.
Am Freitagabend handelte die Notiz kurzzeitig sogar unter 42.000 Dollar und damit bewegte sich die führende Kryptowährung sogar unter dem Niveau wie vor der Bekanntgabe zur ETF-Zulassung. Das ist nach Einschätzung des deutschen Kreditinstituts darauf zurückführen, dass Marktteilnehmer nun die Hoffnung haben, dass demnächst auch Ether-Spot-ETFs von der US-Börsenaufsicht bewilligt werden. Passend dazu rückte der Ether-Kurs am Freitag auf neue Zwischenhochs vor.
Fazit der DZ Bank
Bitcoin-Spot-ETFs öffnen institutionellen Anlegern mit traditionellen Finanzprodukten, günstigen Gebühren und hoher Liquidität das Tor zur ältesten Kryptowährung der Welt. Für Privatanleger sind diese ETFs nicht bahnbrechend, haben sie doch bereits komfortable und kostengünstige Möglichkeiten in Bitcoin zu investieren, bilanziert die DZ Bank. Einige Marktteilnehmer könnten einen Vorteil darin sehen, ihre Investition in Bitcoin über einen bekannten, etablierten und vertrauten Zugang sowie Vermögensverwalter zu tätigen.
In Deutschland gibt es aus regulatorischen Gründen keine ETFs auf Einzelwerte und somit auch nicht auf Bitcoin. Wie die Studienautoren in ihrem Fazit aber ergänzen, gibt es hierzulande dagegen von Vermögensverwaltern schon sogenannte Exchange-Traded-Products (ETPs), welche direkt in Bitcoin investieren.
Unser Fazit
Wir beim Börsenwerte Verlag haben stets auch ein Auge auf in der Vergangenheit gezeigtes Kursverhalten. Und so gesehen besteht bei Bitcoin derzeit durchaus die Gefahr eines zumindest temporären Rückschlages. Wobei in diesem Zusammenhang folgender Leitspruch zu beachten ist: „Die Geschichte wiederholt sich zwar nicht immer, aber sie reimt sich oft.“
Gleichzeitig zeigt der Blick auf den Langfristchart aber auch, dass sich der Bitcoin-Kurs in einem langfristigen Aufwärtstrend und in einem mittelfristigen Seitwärtstrend (seit Anfang 2019) bewegt. Und da wir der Charttechnik beim Investieren sogar noch mehr Prognosekraft zubilligen als markthistorischen Erfahrungen, lautet unser Rat, sich beim Investieren daran zu orientieren, welche Handelssignale die Charttechnik sendet.
Ansonsten halten wie es mit Larry Fink. Der Chef des weltgrößten Vermögensverwalters sagte jüngst in einem Interview folgendes: „Ich glaube nicht, dass es [Bitcoin] jemals eine Währung sein wird. Ich glaube, es ist eine Anlageklasse.“ Seinen Ausführungen zufolge bezweifelt Fink die Zweckmäßigkeit der Verwendung von Bitcoin für alltägliche Transaktionen, bekräftigt aber gleichzeitig, dass die marktführende Kryptowährung als reine Anlageklasse betrachtet werden sollte. Das heißt, er sieht Bitcoin eher als eine alternative Form der Vermögensspeicherung denn als einen Anwärter auf den Ersatz nationaler Währungen.
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