Metaverse: Das neue Internet
Mit der Umbenennung in Meta Platforms hat Facebook das Rennen um die Vorherrschaft im sogenannten Metaverse intensiviert. Bis zu diesem radikalen Schritt des führenden Sozialen Netzwerks konnten sich lediglich einige technik-verrückte Menschen etwas darunter vorstellen. Inzwischen ist das Metaversum jedoch in aller Munde. Auch in der Anlegergemeinde.
Die Umrisse sind sichtbar
Facebook und Konzernchef Mark Zuckerberg meint es sehr ernst. Der Konzern war bereit, seinen Namen zu ändern. Und dies, nachdem dieser in den vergangenen Jahren zu einer milliardenschweren Marke aufgebaut werden konnte. Stattdessen wurde mit der Umbenennung in Meta Platforms deutlich gemacht, wohin die Reise in Zukunft gehen soll. Bei Facebook sieht man das Metaverse als natürliche Fortsetzung der Entwicklung des Internets. Nach Desktop-PCs und dem World Wide Web wurde das Internet mobil. Gleichzeitig kamen zu Texten Fotos hinzu und später Videos. Im nächsten Schritt spricht der Konzern von Immersion und einem verkörperten Internet, bei dem Internetnutzer in die Erfahrung eintauchen und nicht nur darauf schauen. Dies nennt Facebook Metaverse.
Der Konzern hat eine neue Phase vernetzter virtueller Erfahrungen mit Technologien wie Virtual- und Augmented Reality (VR und AR) im Blick. Laut Facebook sollen die Menschen im Metaversum fast alles tun können, was sie sich vorstellen können – sich mit Freunden und Familie treffen, arbeiten, lernen, spielen, einkaufen, Dinge erstellen – sowie völlig neue Erfahrungen machen, die nicht zu unserer Vorstellung von Computern oder Telefonen von heute passen. Trotzdem bleibt das Metaverse für Viele ein eher vages Konzept. In der Anlegergemeinde dient derzeit vor allem ein Essay des Risikokapitalisten Matthew Ball als Orientierungshilfe zum Thema Metaverse. Dieser erschien am 13. Januar 2020 unter dem Titel „The Metaverse: What It Is, Where to Find it, Who Will Build It, and Fortnite.“
Gleich zu Beginn heißt es, dass die Technologie als Ganzes immer Mal wieder Überraschungen produzieren würde, die niemand vorhergesagt hätte, die größten Entwicklungen würden jedoch Jahrzehnte im Voraus antizipiert werden. Als Beispiel nennt er das World Wide Web oder Streaming-Angebote wie Netflix. Demnach würden die Umrisse zukünftiger Lösungen lange vor der technischen Umsetzbarkeit verstanden und sichtbar sein. Trotzdem sei es oft unmöglich vorherzusagen, welche Aspekte neuer Technologien am Ende mehr oder weniger wichtig sein werden oder welche Governance-Modelle oder Wettbewerbsdynamiken sie antreiben würden. An einem ähnlichen Punkt würden wir uns nun im Fall des Metaverse befinden.
Meta Platforms erhofft sich First-Mover-Vorteile
In Facebooks Idealvorstellungen soll das Metaverse sogar dazu beitragen, die weltweite Energiewende voranzutreiben. Man stelle sich ein Hologramm vor, mit dessen Hilfe sich die Menschen ohne Pendeln in ein Büro, Konzert oder zu Freunden in ihr Wohnzimmer teleportieren können. Auf diese Weise würde jeder seinen CO2-Fußabdruck verringern, da er weniger Zeit im Verkehr verbringen würde. Die Ziele sind ambitioniert. Im Jahr 2030 will Facebook im Metaverse 1 Milliarde Nutzer begrüßen. Zudem soll sich eine ganze Wirtschaft entwickeln, die ein digitales Handelsvolumen von hunderten Milliarden US-Dollar generieren soll.
Damit sollen neue Arbeitsplätze, beispielsweise für Programmierer und Entwickler, geschaffen werden. Wie ernst es Facebook mit dem Zukunftsprojekt Metaverse ist, zeigt nicht nur die Namensänderung, sondern auch der Umstand, dass allein in der Europäischen Union 10.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden sollen. Und dies, insbesondere, um den Aufbau des Metaverse zu unterstützen. Es werden Milliardensummen in die Entwicklung des Metaverse gesteckt. Dank des frühzeitigen Einstiegs erhofft sich Meta allerhand First-Mover-Vorteile. Allerdings steckt das Metaversum gerade erst in seinen Kinderschuhen. Der Ausgang bleibt offen.
Roblox-User zeigen sich kreativ
Ein wichtiger Teil der zukünftigen Metaverse-Ökonomie sollen NFTs (Non-Fungible Tokens) sein. Sie sorgen in Verbindung mit den immer beliebteren Konzepten von Kryptowährungen und der Blockchain für viele Möglichkeiten für Metaverse-Nutzer, sich kreativ zu zeigen, Dinge zu erstellen, Geld zu verdienen und auf diese Weise zum Wachstum der Metaverse-Ökonomie beizutragen. Wie dies vonstattengehen kann, zeigt sich bei Roblox. In diesem Online-Spiel erschaffen Spieler mithilfe des Roblox Studios virtuelle Welten. Dabei handelt es sich um Mini-Spiele, die von anderen Usern gespielt werden können.
Welche Dimensionen die Roblox-Welt erreicht hat, zeigt ein Blick auf die Nutzerzahlen. Im Geschäftsjahr 2021 bezifferte Roblox die Zahl der Daily Active Users (DAUs) auf 45,5 Millionen. Ein Anstieg um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der Stunden, die Spieler und Entwickler dort verbrachten, stieg um 35 Prozent auf 41,4 Milliarden Stunden. Während Entwickler mit ihren Kreationen Geld verdienen können, streicht Roblox Provisionen ein. Auch diese bescherten dem Unternehmen in 2021 einen Umsatzsprung um 108 Prozent auf 1,9 Mrd. US-Dollar. Dieses Wachstum sorgte dafür, dass Roblox einen viel beachteten Börsengang hinlegen konnte.
Microsoft: Der neue GamingRiese
Am Beispiel Roblox zeigt sich, dass der Bereich Gaming beim Wachstum des Metaverse eine große Rolle spielen dürfte. Schließlich sind Videospiele bereits heutzutage ein wichtiger Treiber der für das Metaversum benötigten Technologien wie Virtual- oder Augmented-Reality. Unter den Unterhaltungsindustrien hat sich der Gaming-Bereich zur Nummer eins aufgeschwungen. Zuletzt trugen Trends wie das Aufkommen von Mobile Games, der E-Sports-Boom oder die Corona-Pandemie in besonderer Weise zum Wachstum bei. Ein wichtiger Player ist Microsoft. Die Übernahme von ZeniMax ließ sich der Software-Konzern 7,5 Mrd. US-Dollar kosten. Gleich zu Beginn dieses Jahres erlebte die Gaming-Branche einen weiteren Paukenschlag, als Microsoft verkündete, Activision Blizzard für knapp 70 Mrd. US-Dollar übernehmen zu wollen. Mit dem Deal holt sich Microsoft zahlreiche beliebte und äußerst erfolgreiche Spielemarken wie „Starcraft“, „World of Warcraft“ oder „Call of Duty“ ins eigene Haus. Zudem steigt der Konzern zum drittgrößten Games-Unternehmen der Welt auf, gleich hinter Tencent und Sony. Microsofts Vorstandsvorsitzender Satya Nadella sieht in der geplanten Übernahme auch großes Wachstumspotenzial im Metaverse-Bereich.
Unity Software erweckt Kreationen zum Leben
Zu den vielversprechenden MetaversePlayern wird häufig auch Unity Software gezählt. Das Softwareunternehmen wurde 2004 gegründet. Im Herbst 2020 erfolgte der Börsengang. Unity bezeichnet sich als weltweit führende Plattform für die Erstellung und den Betrieb interaktiver Echtzeit-3D-Inhalte. Schöpfer, von Spieleentwicklern und Architekten bis hin zu Automobildesignern, Filmemachern und mehr, verwenden Unity, um ihre Kreationen zum Leben zu erwecken. Die Plattform von Unity bietet eine umfassende Reihe von Softwarelösungen zum Erstellen, Ausführen und Monetisieren von interaktiven Echtzeit-2D- und 3D-Inhalten für Mobiltelefone, Tablets, PCs, Konsolen sowie Augmented- und Virtual-Reality-Geräte.
Auch Unity Software profitiert derzeit von der Fokussierung auf den Gaming-Bereich. So haben mithilfe der Unity Software Plattform erstellte Spiele 2021 ein Wachstum von rund 93 Prozent erlebt. Unity-CEO John Riccitiello sagte gegenüber CNBC, dass dieser positive Trend nachhaltig sei und nicht nur etwas mit einer CoronaBlase zu tun haben würde, als Menschen gezwungen waren, häufiger zu Hause zu bleiben. Damit sollte sich der Wachstumskurs fortsetzen, nachdem die Erlöse bei Unity 2021 um 44 Prozent auf 1,1 Mrd. US-Dollar gesteigert wurden.
Fazit
Das Metaverse befindet sich noch immer in einer sehr frühen Phase. Allerdings scheint man nicht nur bei Meta Platforms, früher Facebook, von den Aussichten für das Metaversum überzeugt zu sein. Nicht umsonst redet die Anlegergemeinde plötzlich über das Thema Metaverse und welche Aktien die besten Titel in diesem Bereich sein sollten.
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