Neuemissionen: Warum Anleger Aktien von Börsenneulingen mit einer gewissen Vorsicht begegnen sollten

Nach einer längeren Flaute nimmt das Geschäft mit Neuemissionen wieder Fahrt auf. Viele Anleger stellen sich angesichts dessen die Frage, ob sie bei den Neulingen mitmichen sollen. Laut einer aktuellen Studie hat es sich auf lange Sicht für Anleger aber nicht ausgezahlt, auf Börsenneulinge zu setzen, lautet die Botschaft von. Seit 2011 blieben die Aktien der Neuemissionen bei höherer Volatilität klar hinter dem Markt zurück. Der Börsenwerte Verlags-Blog berichtet.

Auch wegen der vielen Unsicherheiten im Marktumfeld lag das Geschäft mit Neuemissionen lange ziemlich brach. Doch so langsam scheint wieder Leben in das Geschäft in diesem Segment zu kommen Jedenfalls gab es in den USA und in Deutschland mit Arm Holdings und Schott Pharma zwei größere Börsengänge und mit Birkenstock steckt ein weiterer bekannter Firmenname vor dem Sprung auf das Börsen-Parkett.

Die Aktienkurse von Arm Holdings und Schott Pharma haben bisher gegenüber ihren Ausgabepreise auch zugelegt, so dass hier bislang in Sachen Performance die Premiere geglückt ist. Allerdings fallt die Gesamtbilanz von Neumissionen in den vergangenen Jahren deutlich schlechter aus. Zumindest kommt Sebastion Dörr zu diesem Schluss, nachdem sich der Kapitalmarktanalyst von HQ Trust näher mit der Frage beschäftigt hat, ob es sich für Anleger auf längere Sicht gelohnt hätte, auf so genannte IPOs (Initial Public Offerings) zu setzen. Nach seinen Berechnungen hat es sich nicht ausgezahlt, auf Börsenneulinge zu setzen. Denn seit 2011 blieben sie bei höherer Volatilität klar hinter dem Markt zurück.

Eher dürftige Gesamtbilanz seit 2012 verglichen mit dem Gesamtmarkt

Der Kapitalmarktanalyst von HQ Trust verglich dazu die Performance des marktbreiten US-Aktienindex S&P 500 mit der des FTSE Renaissance US IPO Index. In dieses Marktbarometer werden einmal pro Quartal Unternehmen aufgenommen, die seit kurzem an der Börse notieren und bei ihrem Börsengang eine Marktkapitalisierung von mindestens 100 Mio. Dollar hatten. Rund drei Jahre nach ihrem ersten Handelstag fliegen die Aktien dann wieder aus dem Index. Aktuell umfasst der Index knapp 300 Unternehmen, darunter etwa Airbnb, Snowflake oder Palantir Technologies.

„Auf lange Sicht hätte es sich für Anleger nicht ausgezahlt, auf die Börsenneulinge zu setzen: Seit 2012 blieben sie bei höherer Volatilität recht deutlich hinter dem Markt zurück. Der S&P 500 kam in den vergangenen 12 Jahren auf ein Plus von rund 15,3 % pro Jahr. Der FTSE Renaissance US IPO Index schaffte lediglich 11,8 % p.a. Die relative Performance verlief aber recht unterschiedlich. In den Jahren von 2012 bis 2019 bewegten sich die Neulinge mehr oder weniger so wie der Markt. Im Jahr 2020 ließ der IPO Index den S&P 500 weit hinter sich: Unter anderem dank der Kurssprünge von Peloton und Zoom Video legte der Index um mehr als 100 % zu. Allerdings gab das Neulingsbarometer in den Jahren 2021 und 2022 diese Outperformance mit einem Minus von 52,1 % wieder komplett ab.“

Zu den möglichen Hintergründen für die von ihm ermittelten Ergebnisse sagt Sebastian Dörr folgendes:

„Die Underperformance der Neulinge könnte daran liegen, dass diese oft nur mit einem kleineren Teil der Aktien an der Börse starten. Später geben die Alteigentümer dann weitere Anteilsscheine ab, was die Kursentwicklung dämpfen kann. Da der IPO Index die neuen Aktien nur einmal pro Quartal aufnimmt, kann er keine Aussagen zu Zeichnungsgewinnen machen. Eine einzelne Neuemission kann natürlich trotzdem aussichtsreich sein – die Unterschiede sind groß: Während sich die Facebook-Aktie in den drei Jahren nach dem Börsengang in etwa verdoppelte, stürzte Uber in diesen 36 Monaten um mehr als 40% ab.“

Fazit der Redaktion:

Die Aktien von Neuemissionen sind keine Selbstläufer. Das lässt sich auch daran ablesen, dass die Performance von vielen Börsenneuligen letztlich zu wünschen übrig lässt. Allerdings sollte man deswegen nicht gleich allgemein IPOs verdammen. Dagegen spricht auch, dass Aktien wie jene von Facebook oder Alphabet viele Anleger reich gemacht haben, die von Anfang an mit dabei waren und ihre Positionen auch langfristig gehalten haben.

Es gibt aber sicherlich keinen Grund, Neuemissionen zu aufgeregt hinterherzurennen. Vielmehr kann es sich oft lohnen, erst einmal von der Seitenlinie aus zu beobachten, wie sich ein Zugang auf dem Börsenzettel bewährt. Und falls sich dann mittelfristig ein positiver Eindruck ergibt, ist immer noch Zeit, um mit etwas Verzögerungen einzusteigen. Zumindest lässt sich so besser die Spreu vom Weizen trennen.

Wobei an dieser Stelle auch ganz allgemein daran erinnert sei, dass historisch gesehen nur ganz wenige Aktien echte Performance-Bringer waren, die letztendlich für die Schaffung von Kapitalvermögen mit Aktieninvestments verantwortlich waren, während sich viele Titel als Wertvernichter entpuppten. Und auch bei Neuemissionen ist es am Ende vermutlich ganz einfach so, dass wenigen echten Wertschöpfern viele Nieten gegenüberstehen.