Politik und Börse: Das sind die Top-Aktien bei einem Wahlsieg von Trump oder Biden
Die im Herbst bevorstehende US-Präsidentschaftswahl verspricht nicht nur wichtige politische Veränderungen, sondern könnte auch die Börse nachhaltig beeinflussen. Jefferies hat in einem aktuellen Strategiepapier analysiert, welche US-Aktien von einem Wahlsieg Trumps oder Bidens profitieren könnten. Der Börsenwerte-Verlags-Blog berichtet.
Die Präsidentschaftswahl in den USA im Jahr 2024 mag zwar erst am 5. November 2024 stattfinden, aber bereits jetzt prägt dieses politische Großereignis die öffentliche Diskussion und beeinflusst die Finanzmärkte. Der Startschuss dafür gaben spätestens die in der Vorwoche von den Republikaner im US-Bundesstaat Iowa abgehaltene erste Vorwahl zur Nominierung des parteieigenen Präsidentschaftskandidaten.
Donald Trump hat diese erste Runde gegen seine parteiinternen Konkurrenten klar für sich entschieden. Da er auch die zweite Wahl in New Hampshire gewonnen hat, deutet vieles auf eine Neuauflage des erbittert ausgefochtenen Duells von 2020 hin, nur mit umgekehrten Rollen: Der Herausforderer hieße diesmal Trump und der Amtsinhaber Joe Biden, da der 81-Jährige als gesetzter Kandidat bei den Demokraten gilt.
Eine der gängigen Meinungen unter den Anlegern ist zwar, dass Wahlen die Märkte nicht sonderlich beeinflussen. Aber wie die Bank of America rückblickend konstatiert, war das bei den US-Wahlen 2016 und 2020 eindeutig nicht der Fall. Denn die stiegen die Kurse im Monat der Wahl um mehr als 5 % (das einzige Mal seit dem Zweiten Weltkrieg und der Reagan-Wahl 1980) und in den drei Monaten nach der Wahl legten die Notierungen sogar um 9 % - 14 % zu.
Auch dieses Mal könnte es wieder zu einigen heftigen Kursbewegungen kommen. Schließlich stufen viele Experten diesen Urnengang (geo-)politisch, gesellschaftlich und volkswirtschaftliche als richtungsweisend ein.
Ein Machtwechsel war im Schnitt schlecht für die Performance im Wahljahr
Angesichts dieser Ausgangslage hat Jefferies in einem kürzlich veröffentlichten Strategiepapier die bevorstehende US-Präsidentschaftswahl und ihre potenziellen Auswirkungen auf den Aktienmarkt analysiert. Die Autoren der Studie halten darin fest, dass der S&P 500 Index in Wahljahren seit 1872 durchschnittlich um 6,4 % pro Jahr gestiegen ist, was die zweitbeste Performance nach dem Vorwahljahr darstellt. Hingegen waren die ersten beiden vollen Jahre einer Präsidentschaft historisch gesehen durch relativ niedrige Renditen geprägt.
Darüber hinaus ergibt sich aus den von dem US-Finanzdienstleister ermittelten Daten, dass historisch gesehen im Schnitt ein Sieg der Republikaner mit besseren Renditen in einem Wahljahr korrelierte als ein Sieg der Demokraten. Interessanterweise schnitt der S&P 500 Index nach Bidens Sieg im Jahr 2020 jedoch besser ab als nach Trumps Sieg im Jahr 2016.
Jefferies zufolge deuten weitere Analysen darauf hin, dass die besten Renditen in einem Wahljahr im Durchschnitt dann erzielt werden, wenn dieselbe Partei die Wahl gewinnt, die zuvor den Präsidenten gestellt hat. Im Gegensatz dazu verzeichnet der S&P 500 im Durchschnitt eine negative Performance, wenn die Partei an der Macht wechselt. Obwohl die Stichprobe für all diese Durchschnittswerte klein ist, legt die Logik nahe, dass in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Marktrenditen schwach sind und die Menschen auch Veränderungen wollen, und umgekehrt, so das Fazit hierzu.
Eine Analyse der letzten zehn Wahlsiege der Republikaner zeigt, dass mit Ausnahme des Wahlsiegs von George W. Bush (Jr.) im Jahr 2000 die Gesamtmarktrenditen in allen Fällen positiv waren. Es ist jedoch interessant festzustellen, dass der Markt in mehreren Fällen im Dezember zurückging. Im Gegensatz dazu war es bei Wahlsiegen der Demokraten in zwei der letzten zehn Fälle der Fall, dass die Marktrenditen negativ ausfielen. Auch im Falle eines Erfolges der Demokraten korrigierten die Märkte in mehreren Fällen im Dezember von einem hohen Ausgangsniveau.
Eine Untersuchung der letzten zehn Wahlsiege der Republikaner zeigt, dass mit der Ausnahme des Wahlsiegs von George W. Bush (Jr.) im Jahr 2000 die Gesamtmarktrenditen in allen Fällen positiv waren. Interessanterweise kam es jedoch in mehreren Fällen im Dezember zu Rückgängen. Auch im Fall eines Erfolges der Demokraten stellten sich in mehreren Fällen im Dezember von einem hohen Ausgangsniveau Korrekturen ein. Negative Renditen gab es bei den Wahlsiegen der Demokraten in zwei der vergangenen zehn Fälle zu registrieren.
Ein Wahlsieg von Trump wäre gut für zyklische Konsumaktien, eine Wiederwahl von Biden vorteilhaft für Kapitalgüteraktien
Die Analysten von Jefferies haben in ihrem Strategie-Report ebenfalls untersucht, welche Aktien voraussichtlich von einem Sieg Trumps profitieren könnten und welche im Falle einer Wiederwahl von Biden im Trend liegen dürften.
Im Falle einer Wiederwahl von Biden betonen die Experten, dass unter den verschiedenen Maßnahmen, die während seiner Präsidentschaft eingeführt wurden, der "Inflation Reduction Act" (IRA) zu den einflussreichsten gehört. Diese Initiative stellt die größte Einzelinvestition in Klima- und Energiefragen in der Geschichte der USA dar und verspricht erhebliche Vorteile für Sektoren wie saubere Energie, industrielle Fertigung, Bauwesen und Landwirtschaft. Seit der Verabschiedung des IRA waren demnach Investitionsgüter einer der Sektoren mit der besten Performance.
Jefferies setzt im Biden-Aktienfavoriten-Korb auf Anteile von Unternehmen, die eine beeindruckende Gewinndynamik aufweisen. Die Auswahlkriterien umfassen:
- Universum: US-Kapitalgüterunternehmen mit einer Marktkapitalisierung von mehr als fünf Mrd. USD,
- Outperformance seit der Unterzeichnung des IRA-Gesetzes: Outperformance gegenüber dem S&P 500 Index von mehr als 10 % seit dem 16. August 2022,
- Solide Gewinndynamik: Positive oder zumindest unveränderte Veränderungen bei den Gewinnschätzungen je Aktie für 2024 in den vergangenen drei Monaten.
Biden-Aktien-Korb – Kapitalgüterunternehmen mit Ergebnisdynamik (Sortierung nach Marktkapitalisierung)
Ein möglicher Sieg von Trump könnte nach Jefferies auch positiv für die Märkte sein, da seine politischen Maßnahmen abgesehen von den Bereichen Außenbeziehungen/Handel und Klimawandel größtenteils anlegerfreundlich erscheinen. Ein Politik-Schwerpunkt könnte darauf liegen, ob er die Steuersenkungen von 2017 (Tax Cuts and Jobs Act, TCJA), die bis 2025 gelten, dauerhaft macht. Dies würde auch Steuersenkungen für Privatpersonen einschließen, was potenziell vorteilhaft für den zyklischen Verbrauchersektor in den USA wäre.
Der US-Finanzdienstleister hat angesichts dieser Grundannahme nach Unternehmen gesucht, die im Jahr nach der Verabschiedung des TCJA gute Performance-Leistungen erbracht haben. Im Vergleich zu einer möglichen Biden-Präsidentschaft könnte eine wichtige politische Veränderung zudem den Energiesektor betreffen. Unter einem erneuten Trump würde die Förderung der inländischen Ölproduktion wahrscheinlich intensiviert, und den Öl-, Gas- sowie Kohleproduzenten könnten im Rahmen der "Drill, Baby, Drill"-Kampagne Steuergutschriften angeboten werden. Zudem dürfte Trump wahrscheinlich die Bemühungen zur Förderung von Elektrofahrzeugen rückgängig machen.
Die Kriterien für die Auswahl von Aktien im Trump-Favoritenkorb sind wie folgt:
- Universum: US-Basiskonsumgüterunternehmen mit einem Börsenwert von mehr als fünf Mrd. USD,
- Outperformance nach der Unterzeichnung des TCJA-Gesetzes: Bessere Performance verglichen mit dem S&P 500 Index von mehr als 10 % auf Sicht von zwölf Monaten nach dem 22. Dezember 2017.
Trump-Aktien-Korb - zyklische Konsumgüter, die vom TCJA profitierten (Sortierung nach Marktkapitalisierung)
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