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Aktien Spezialwerte
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Sto enttäuscht mit Gewinnwarnung

21.08.2024 | Aktien-Spezialwerte Nr. 17/2024

Der Spezialist für Dämmsysteme, Putze und Farben Sto hat am 24. Juli eine deutliche Gewinnwarnung herausgegeben, die der Aktie einen massiven Tagesverlust von 19,7% auf 128,80 Euro bescherte. In den Tagen danach bröckelte der Kurs weiter ab und schwankt inzwischen rund um 120 Euro. Sto rechnet für das Geschäftsjahr 2024 jetzt nur noch mit einem EBIT von 62 bis 82 Mio. Euro, nachdem zuvor noch 113 bis 138 Mio. Euro angepeilt wurden. Damit wurde die EBIT-Prognose um erhebliche 43% gesenkt (Mitte der jeweiligen Spannen). Der Umsatz für 2024 wird nunmehr auf etwa 1,66 Mrd. Euro geschätzt, statt der zuvor erwarteten 1,79 Mrd, was einer Reduzierung der Umsatzprognose um 7,3% entspricht. Sto begründete die Prognosesenkung mit der anhaltend schwachen Baukonjunktur, die sich durch einen erneuten deutlichen Rückgang der Baugenehmigungen von Januar bis Mai 2024 um 21,5% im wichtigen Markt Deutschland bemerkbar mache. Darüber hinaus hätten zahlreiche Restrukturierungen und Insolvenzen von Bauprojektentwicklern erhebliche Auswirkungen. Die erschwerten Finanzierungsbedingungen sowie die erhebliche Verunsicherung potenzieller Investoren infolge unklarer gesetzlicher Rahmen- und Förderbedingungen würden gemäß Sto zur schlechten Baukonjunktur beitragen, wobei im weiteren Jahresverlauf nicht mehr mit Nachholeffekten gerechnet wird. Dazu hätten in Italien Einschränkungen bei der öffentlichen Förderung für energetische Maßnahmen das Geschäft der dortigen Tochtergesellschaft erheblich belastet. Schließlich spielten auch ungünstige Witterungsbedingungen eine Rolle, denn im bisherigen Jahresverlauf 2024 wurde das Geschäft mit den im Außenbereich verwendeten Sto-Produkten insbesondere in den gewöhnlich umsatzstarken Monaten Mai und Juni sowie bis zum Berichtszeitpunkt im Juli durch häufige Regenfälle in mehreren wichtigen Märkten behindert, so Sto.

Auch die kommunizierten Mittelfristziele für die Geschäftsjahre 2025 und 2027 werden voraussichtlich nicht erreicht. Eine aktualisierte und konkretisierte Einschätzung für 2025 wird mit der Aufstellung des Prognoseberichts spätestens im April 2025 veröffentlicht. Die Gewinnwarnung war in ihrem Ausmaß schon ein gewisser Schock, denn in der Hauptversammlung am 19. Juni wurde noch Zuversicht verbreitet und das Unternehmen war bislang eher für konservative Prognosen bekannt. Das Analysehaus Montega hat nach der Gewinnwarnung das Kursziel von zuvor 240 Euro auf 140 Euro massiv gesenkt und rechnet nun mit einem Gewinn je Aktie von 7,75 Euro (zuvor: 13,80 Euro) für das Geschäftsjahr 2024 und mit 9,71 Euro (zuvor: 15,51 Euro) für 2025. Aus Analysesicht ist es für uns sehr ärgerlich, dass mit der Gewinnwarnung völlig unklar blieb, ob und inwieweit in die massive EBIT-Prognosesenkung vor dem Hintergrund der eher moderaten Umsatzprognosesenkung auch nicht-operative Einmaleffekte z.B. in Form angenommener Impairments eingeflossen sind. Wir haben deshalb bei Sto nachgefragt, welcher Betrag an angenommenen Impairments in die massive EBIT-Prognosesenkung um 53,5 Mio. Euro eingeflossen ist. Die Antwort aus dem Hause Sto: „Wir verstehen Ihre Nachfrage, müssen Ihnen jedoch mitteilen, dass wir uns zu den angenommenen Dimensionen etwaiger Impairments nicht äußern werden.“ Zum Hintergrund: Sollte das EBIT im laufenden Geschäftsjahr maßgeblich auch von Impairments auf Geschäftsoder Firmenwerte (Gesamtbestand 31.12.2023: 36,1 Mio.) belastet sein (und solche Belastungen erstmals mit der Prognosesenkung von Sto antizipiert worden sein), so wären solche Abwertungen für uns – abgesehen von den marktpsychologischen Wirkungen – irrelevant, weil wir Unternehmen, bzw. Bilanzen ohnehin immer unter Bereinigung der Firmenwerte betrachten.

Die durch die Sto-Meldung leider verbleibende Unklarheit zeigt auch auf, wie unsinnig der Fachstreit darüber ist, ob Unternehmen in ihren Meldungen und Prognosen auch auf EBITDA-Größen abstellen sollten. Bekanntlich titulierte der kongeniale Partner von Warren Buffett, Charlie Munger das EBITDA wiederholt als „Bullshit-Earnings“, weswegen bei einigen Anlegern schon die bloße Nennung von EBITDA-Größen für despektierliches Kopfschütteln sorgt. Natürlich ist es ein grober Fehler, das EBITDA als alleinige Maßzahl zu verwenden, aber das EBITDA bleibt dennoch ein wichtiger Datenpunkt. Würde Sto nicht nur eine Guidance zum Umsatz, EBIT und Vorsteuerergebnis abgeben, sondern zusätzlich auch eine zum EBITDA, wäre der Transparenz deutlich geholfen und eine Einschätzung der Aktie fiele aktuell deutlich leichter. Dadurch könnte klarer beurteilt werden, welcher Anteil der 2024er Prognosesenkung rein operativ und welcher Anteil eventuell als nicht-operativ zu beurteilen wäre. Da entscheidende Daten hierzu noch fehlen, werden wir unsere Einschätzung zur Aktie erst nach Vorlage des Halbjahresberichts überarbeiten. Bis dahin gilt als Grobeinschätzung, dass anhand des Nettocashbestands von knapp 50 Euro je Aktie (per Ende 2023) Sto aktuell doch recht depressiv gepreist erscheint, falls in den Jahren nach dem 2024er Schockergebnis wieder annähernd die Gewinniveaus früherer Jahre erreicht würden (Durchschnittsgewinn der Jahre 2019 bis 2023: 12,73 Euro je Aktie). Selbst wenn das Gewinnniveau mittelfristig so gedrückt bliebe wie im laufenden Geschäftsjahr und lediglich mit Ergebnissen je Aktie rund um 8 Euro zu rechnen wäre (was unseren Annahmen widerspräche), errechnete sich auf dieser Basis aktuell ein nettocashbereinigtes KGV von unter 10. Sicherlich war die Gewinnwarnung ein Schock, aber wir würden die langfristige Wachstumsstory Sto angesichts des hohen Bedarfs an energetischer Sanierung weiterhin nicht abschreiben. Wir hoffen mit dem Halbjahresbericht auf mehr Klarheit.

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