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Aktien Spezialwerte
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AT&S-Aktie bleibt Geduldsprobe

18.09.2024 | Aktien-Spezialwerte Nr. 19/2024

Die AT&S-Aktie entpuppt sich für Aktionäre zunehmend als Geduldsprobe. Immer wieder dringen Informationen an den Kapitalmarkt, die Anleger ratlos zurück lassen, wobei sich der Aktienkurs unter einigen Schwankugen bereits seit mehr als 2 Jahren im Abwärtstrend befindet. Jüngst meldete die überregionale österreichische Tageszeitung "Die Presse", dass AT&SGroßaktionär und Aufsichtsratschef Hannes Androsch versucht haben soll, den AT&S-CEO Andreas Gerstenmayer von seinen Funktionen zu entbinden. Eine entsprechende außerordentliche Aufsichtsratssitzung sei jedoch ergebnislos geblieben. Bereits im letzten November drangen Pläne via Presseleak an die Öffentlichkeit, dass sich die österreichische Staatsholding ÖBAG im Rahmen einer größeren Kapitalerhöhung an AT&S beteiligen wolle, Pläne, die im Mai 2024 glücklicherweise begraben wurden (wir berichteten). Anstatt dessen wurde bereits frühzeitig von AT&S angedeutet, dass auch ein Verkauf des den Medizinmarkt bedienenden hochprofitablen südkoreanischen Werks (Ansan) zur Verbesserung der Finanzlage angedacht sei. Nachdem am 10. Mai 2024 offiziell bekannt gegeben wurde, nunmehr verbindliche Angebote für den Verkauf dieses Werks einzuholen, sind inzwischen mehr als vier Monate vergangen, ohne dass hier Vollzug gemeldet werden konnte. Aus unserer Sicht wäre es freilich die beste Alternative, wenn es AT&S gelänge, sowohl ohne Kapitalerhöhung als auch ohne Verkauf von Teilen des Tafelsilbers durch die aktuelle Nachfrageschwäche zu kommen. Insofern sind aus unserer Sicht keine Nachrichten bei AT&S tatsächlich eher gute Nachrichten, denn wir sehen es nur als eine Frage der Zeit an, bis das Kerngeschäft der AT&S wieder anzieht und sich die Perspektiven aufhellen.

Zuletzt wurde mit den Zahlen zum ersten Quartal des Geschäftsjahres 2024/25 klar, dass der Berichtszeitraum April bis Juni 2024 noch keine Verbesserung der Lage brachte, wobei Gerstenmayer darauf verwies, dass die erwartete Markterholung zwar stattfinde, dies aber langsamer stattfinde als zuvor erhofft. Der Hersteller hochwertiger Leiterplatten und IC-Substrate meldete für das aus saisonalen Gründen ohnehin immer eher schwache Quartal einen Umsatzrückgang um 3% auf 349 Mio. Euro (Vorjahr: 362 Mio.), wobei auf einen starken Preisdruck sowohl bei Leiterplatten als auch bei IC-Substraten verwiesen wurde. Das EBITDA sackte um 14% auf 65 Mio. Euro (Vorjahr: 75 Mio.) ab, das EBIT drehte von +8 Mio. Euro im Vorjahr auf -8 Mio. Euro und das Konzernergebnis rutschte auch aufgrund spürbar höherer Finanzierungsaufwendungen auf -34 Mio. Euro (Vorjahr: -2 Mio.) deutlich in die roten Zahlen, so dass das Quartalsergebnis je Aktie mit -0,99 Euro (Vorjahr: -0,18) berichtet wurde. Immerhin gab es eine Stabilisierung gegenüber dem Vorquartal und die Ausblicke sowohl für das laufende Geschäftsjahr 2024/25 als auch bezüglich des Mittelfristziels 2026/27 wurden bestätigt.

"Dank der rechtzeitigen Intensivierung unserer Effizienz- und Kostenoptimierungsprogramme sowie der voranschreitenden Kundendiversifizierung ist es uns gelungen, den Umsatz im Vergleich zum vorigen Quartal leicht und das EBITDA sogar um 63% zu steigern. Wir sind überzeugt, dass AT&S in von Digitalisierung und Elektrifizierung wesentlich profitierenden Marktsegmenten gut positioniert ist und dass Künstliche Intelligenz noch weitere Opportunitäten bringen wird. Dementsprechend treiben wir unsere Projekte in Kulim und Leoben zügig voran und sind hier mit den Fortschritten sehr zufrieden", erläuterte Gerstenmayer mit Berichtsvorlage. Die Bilanzrelationen blieben mit einer auf nur noch 20,3% verringerten Eigenkapitalquote zuletzt angespannt, doch in der Analystenkonferenz verwies das Management auf den Bestand an Zahlungsmitteln und Zahlungsmitteläquivalenten von 691 Mio. Euro sowie zusätzliche, noch nicht genutzte Kreditlinien von 432 Mio. Euro. Zudem werden deutlich die Kosten gesenkt, was auch mit einem Abbau von bis zu 1.000 Mitarbeitern einhergeht. Bezüglich der angespannten Finanzlage ist zu bedenken, dass der Zenit der hohen Investitionen in die neuen Werke in Kulim (Malaysia) und Leoben (Österreich) mittlerweile überschritten ist und sich mit dem Hochfahren der neuen Kapazitäten zum Ende des laufenden Geschäftsjahres 2024/25 die Cashflowsituation sukzessive verbessern sollte. Auch die Zinswende der Notenbanken nach unten sollte AT&S helfen, die aktuelle Phase der Nachfrageschwäche zu überstehen. „Wir rechnen damit, dass sich die Situation gegen Ende des laufenden Geschäftsjahres stabilisiert", so Gerstenmayer. Die Marktdaten, die wir seit Veröffentlichung des Berichts gesehen haben, sprechen dafür, dass diese Hoffnung aufgehen sollte, denn auch Wettbewerber von AT&S verzeichneten bereits in den Monaten Juli und August verbesserte Umsätze.

Die Aktie weist ein hohes Risiko auf (das höchste unserer Empfehlungsliste), bleibt spekulativ wegen der sehr hohen Kurschancen aber kaufenswert.

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