Zum Hauptinhalt springen
Wir wissen, wie Börse geht.
Austria Börsenbrief
Austria Börsenbrief

Formycon schockt Aktionäre

19.02.2025 | Austria Börsenbrief Nr. 08/2025

Anleger, die im Bereich Biotech auch auf Einzeltitel setzen, brauchen starke Nerven. Das zeigte Anfang dieser Woche einmal mehr das Beispiel Formycon (ISIN DE000A1EWVY8 – Euro 33,20). Die Ende 2024 – und damit nur wenige Wochen nach ihrem Uplisting in den Prime Standard – in den SDAX aufgenomme Aktie zeigte am Montag einen Tagesverlust von sage und schreibe 34,5%. Formycon ist auf die Entwicklung biopharmazeutischer Nachfolgeprodukte, sogenannter Biosimilars spezialisiert. Ein Biosimilar ist ein biologisches Arzneimittel, das einem zugelassenem Biopharmazeutikum sehr ähnlich ist und auf die gleiche Art wirkt. Formycon entwickelt Biosimilars insbesondere für die Zulassung in den hoch regulierten Märkten der EU, USA, Japans, Kanadas und Australiens. Dabei fokussiert sich das Unternehmen auf Therapien in der Ophthalmologie und Immunologie sowie auf weitere wichtige chronische Erkrankungen. Das Tätigkeitsspektrum reicht von der technisch-pharmazeutischen Entwicklung über die klinischen Studien bis zur Erstellung und Einreichung der Zulassungsunterlagen.

Die Meldung vom Montag lässt sich so zusammenfassen, dass bei einigen Produkten im Biosimilar-Portfolio durch eine erhöhte Konkurrenz nunmehr mit Preisdruck gerechnet wird, was Abschreibungen und eine niedrigere Gewinnerwartung nach sich zieht. So werden bei FYB201 aufgrund des vorübergehenden Rückzugs des Kommerzialisierungspartners Sandoz aus dem US-Markt Abschreibungen im hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Millionenbereich erwartet. Vorerst geht Formycon davon aus, dass mit FYB201 in den USA keine weiteren Umsätze erzielt werden. Auswirkungen außerhalb der USA seien dagegen nicht zu erwarten. Für die bevorstehende Markteinführung von FYB202 in den USA geht Formycon aufgrund eines sich abzeichnenden, deutlich höher als erwarteten Preisnachlasses davon aus, dass ein außerordentlicher Abschreibungsbedarf in Höhe eines hohen zweistelligen bis knapp dreistelligen Millionenbetrags besteht. Immerhin gab es bezüglich FYB206 die positive Nachricht, dass im Konsens mit der U.S. Food and Drug Administration (FDA) aufgrund der Stärke des vorhandenen Datensatzes auf eine Phase-III-Studie verzichtet werden kann, was in den nächsten Jahren zu Kosteneinsparungen im hohen zweistelligen Millionenbereich führt, eine frühere Auslizensierung wahrscheinlicher macht und den Wert von FYB206 steigert.

Insgesamt ist der FDA-Verzicht für FYB206 zwar ein klarer Pluspunkt, aber die negative Neubewertung von FYB201 und FYB202 trüben den Ausblick doch deutlich ein. Dazu passt, dass das Unternehmen das EBITDA-Breakeven-Ziel auf 2026/27 (von zuvor 2025) verschoben hat. Das Management geht davon aus, dass die derzeitige Cash-Position bis zum zweiten Quartal 2026 reicht. Nach dem massiven Kurssturz dürfte es nun einige Zeit dauern, bis sich das Vertrauen der Anleger wieder erholen wird, insbesondere weil Formycon zuvor den Ruf einer vergleichsweise verlässlichen Produktentwicklung hatte. Da unseres Erachtens bei Einzelinvestments im Bereich Biotech und Medikamentenentwicklung jederzeit mit solchen Meldungen gerechnet werden muss wie sie am Montag von Formycon veröffentlicht wurden, investieren wir im Value Nebenwertedepot grundsätzlich nicht in entsprechende Branchenunternehmen. Entscheidend ist hier, dass vergleichbare Hiobsbotschaften unserer Erfahrung nach auch mit noch so viel Detailanalyse und Recherche im Vorfeld nicht ausgeschlossen werden können. Die Prognostizierbarkeit ist aber bei jedem Investmentcase ein hohes Gut. Zwar bietet eine geglückte Einzeltitelauswahl in der Branche auch sehr hohe mögliche Renditen, aber wir raten dazu, die entsprechende Einzeltitelauswahl medizinischen Fachleuten und Biotech-Fonds zu überlassen, sodass risikoaverse Anleger in die Branche nur gestreut über Branchenindizes und Fonds investieren sollten.

Interesse geweckt?

Sind Sie bereits Abonnent? Dann loggen Sie sich bitte ein.
Wenn Sie noch kein Kunde sind, wählen Sie bitte aus unseren Abo-Angeboten aus:

Bestellung

Sollten Sie über einen gültigen Gutscheincode verfügen, können Sie diesen im nächsten Schritt entwerten.
Der Rabattbetrag wird im Warenkorb automatisch vom Gesamtbetrag abgezogen.

Jahresbezug

380,-

Monatsbezug

34,-