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Austria Börsenbrief
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Euro Stoxx 50 auf Rekordhoch – deutsche Schulden treiben Rally

26.02.2025 | Austria Börsenbrief Nr. 09/2025

Die Lektüre aktueller Artikel über Europa, die sich mit Politik und Konjunktur befassen, dürfte bei vielen Lesern oft Gefühle von Unsicherheit, Besorgnis und Überforderung hervorrufen. Umso bemerkenswerter ist es, dass es dem Euro Stoxx 50 Kursindex in der vergangenen Woche ausgerechnet inmitten dieser schwierigen Gemengelage gelungen ist, erstmals seit rund 25 Jahren ein neues Rekordhoch zu erreichen.

Damit sich daraus eine nachhaltige Rekordrally entwickelt und der Aktienleitindex der Eurozone nicht wieder abrutscht, sind positive Impulse nötig. Geht es nach der Société Générale, gibt es dafür sogar zwei entscheidende Katalysatoren: ein mögliches Ende des Krieges in der Ukraine und eine neue Regierung in Deutschland, die eine expansivere Fiskalpolitik verfolgt. Zusammen mit einer Europäischen Zentralbank, die 2025 weiterhin auf Zinssenkungskurs bleiben dürfte, könnten diese Faktoren europäischen Aktien erheblichen Auftrieb verleihen.

Die Nachrichtenlage zu Friedensverhandlungen in der Ukraine hat sich zuletzt verdichtet. Eine mögliche Veränderung der deutschen Verschuldungspolitik ist laut der Société Générale jedoch der entscheidende Hebel, damit europäische Vermögenswerte bei der Performance zu US-Anlagen aufschließen können. In den vergangenen zehn Jahren hat Deutschland seine Nettoverschuldung um rund 500 Mrd. Euro reduziert – ein Vorgehen, das im Kontrast zur Politik vieler anderer Länder steht.

In den kommenden Jahren dürfte die deutsche Schuldenquote laut Prognosen jedoch um mehr als 5% steigen. Die Société Générale sieht darin den Beginn eines neuen Kapitels für Europa: eine expansive Fiskalpolitik in Deutschland kombiniert mit einer lockeren Geldpolitik der EZB. Diese Kombination könnte zu einer steileren Renditekurve und höheren Renditen für deutsche Bundesanleihen führen, den Euro schwächen und sich insgesamt positiv auf Risikoanlagen auswirken.

Das französische Kreditinstitut weist zudem auf erhebliche Unterschiede in den Risikoprämien für Aktien in den USA und Europa hin. Die höchste Risikoprämie findet sich nicht bei französischen oder deutschen Werten, sondern bei Aktien aus den europäischen Peripherieländern – also insbesondere in Italien und Spanien. Paradoxerweise ist das Wachstum dort derzeit am stärksten, während die politische Stabilität höher erscheint als in einigen Kernländern.

Noch entscheidender sei jedoch, dass Unternehmen aus der europäischen Peripherie einen besseren Schutz vor Handelskonflikten bieten als ihre Pendants aus den Kernländern, da sie stärker in den USA engagiert sind. Italienische und spanische Aktienindizes (FTSE MIB, IBEX 35) bieten daher die beste Diversifizierung im Vergleich zum S&P 500, so die Société Générale. Zudem könnten fiskalische Impulse aus Deutschland dazu beitragen, die Renditedifferenzen zwischen Peripherieanleihen und deutschen Bundesanleihen zu verringern.

Diese Argumentation klingt plausibel, doch die Politik in Deutschland muss erst liefern – was angesichts fehlender klarer Mehrheitsverhältnisse nicht einfach ist. Zudem darf der US-Aktienmarkt als Weltleitbörse keinen Strich durch die Rechnung machen. Kurzfristig erscheint die Wall Street allerdings überkauft und hoch bewertet, was Risiken birgt. Aus unserer Sicht ist offen, wie die Sache ausgeht. Unsere Anlagestrategie wäre aber nur dann neu auszurichten, wenn eindeutige charttechnische Verkaufssignale unserer bisher konstruktiven Markthaltung widersprechen würden.

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