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Austria Börsenbrief
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An Europas Börsen gibt mal wieder die Politik den Kurs-Takt an

19.06.2024 | Austria Börsenbrief Nr. 25/2024

Europa ist das begehrteste Reiseziel und zieht die meisten internationalen Besucher weltweit an. Sieben der 10 beliebtesten Reiseziele liegen in dieser Region. An der Spitze der Liste steht Frankreich, das im vergangenen Jahr rund 100 Mio. Besucher verzeichnete. So verlockend ein Besuch für Urlauber auch sein mag, hat es Europa jüngst aus Anlegersicht doch wieder einmal geschafft, sich unbeliebt zu machen. Verantwortlich waren dafür politische Ereignisse. Die überraschende Ankündigung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, nach dem schwachen Abschneiden seiner Partei bei den Europawahlen das Parlament aufzulösen und vorgezogene Neuwahlen auszurufen, setzte französische und europäische Werte unter Druck.

Der französische Leitindex CAC 40 verlor in der Vorwoche 6,2%, was auch den europäischen Gesamtaktienmarkt in Form des MSCI EMU Index um 4,1% nach unten zog. Der Risikoaufschlag bei zehnjährigen französischen Staatsanleihen stieg dagegen im Gegenzug. Die Aussicht, dass die Rassemblement National zur stärksten Partei im Parlament wird und mit Jordan Bardella den Premierminister stellt, verunsichert die Märkte.

Die Gefahr für die Eurozone liegt dabei weniger in den kurzfristigen Marktreaktionen auf die Vorgänge in Paris, sondern vielmehr im Wandel der grundlegenden Einschätzung ihrer Stabilität. Italien galt lange als der größte Wackelkandidat. Kleinere Länder wie Griechenland können zwar Probleme und Diskussionen auslösen, sind aber nicht groß genug, um das gesamte Konstrukt der Eurozone infrage zu stellen.

Anders verhält es sich bei einem Kaliber wie Italien. Derzeit ist es in Italien jedoch ungewöhnlich ruhig. Die politische Stabilität ist bemerkenswert, da die Regierung die Zusammenarbeit mit den europäischen Institutionen sucht, um die Milliarden aus dem EU-Aufbaufonds zu sichern. Mit einem Wirtschaftswachstum von 0,7% und einer Inflation von 0,8% steht Italien besser da als der Durchschnitt der Eurozone, konstatiert die St. Galler Kantonalbank.

Frankreich ist hingegen zum neuen Symbol für die Probleme der Eurozone aufgestiegen. Das an sich gute BIP-Wachstum von über 1% basiert stark auf staatlichen Ausgaben. Das Defizit beträgt 5,5% des BIP, und die Schuldenquote steigt bald auf 123%. Sollten extreme Parteien im Parlament stärker werden, dürfte die Ausgabendisziplin weiter abnehmen. Erinnert sei daran, dass S&P Ende Mai die Kreditwürdigkeit Frankreichs auf «AA-» herabgestuft hat.

Die Achse Deutschland-Frankreich, einst wichtiger Stabilitätsanker für die Eurozone, zeigt wirtschaftliche und politische Risse. Dies könnte die Stabilität der Eurozone ernsthaft belasten, so die St. Galler Kantonalbank. Es besteht auch die Gefahr, dass europakritische Kräfte in anderen Ländern weiter an Stärke gewinnen und Ansteckungsrisiken zunehmen.

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