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Anleger schauen langfristig nach vorne

15.05.2023 | mein Geld.plus Nr. 05/2023

Die Marktlage der letzten Wochen war ermüdend. Während Einzelwerte teils extreme Sprünge nach oben oder unten machten, reagierte der Gesamtmarkt so gut wie nicht. Selbst die Aussichten auf ein Ende der Zinserhöhungen in den USA ließ den Knoten nicht platzen. Der Blick richtet sich dennoch langfristig nach vorne.

Plateau bei Leitzinsen
Die mit Spannung erwartete Sitzung der US-Notenbank Fed am 2. und 3. Mai brachte zwei wichtige Ergebnisse zu Tage. Die Zinsen wurden zum zehnten Mal in Folge erhöht: Allerdings nur um wie erwartet 25 Basispunkte. Die Fed Funds Rate liegt jetzt bei einer Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent. Die Währungshüter schlossen zwar weitere Zinserhöhungen nicht aus, deuteten aber zumindest eine Zinspause an.

Fed-Chef Jerome Powell erklärte im Anschluss, dass die Zinspolitik in Zukunft abhängig von den Konjunkturdaten sein wird und Entscheidungen von Sitzung zu Sitzung getroffen werden. Die wenige Tage im Anschluss an dieses Statement folgenden Veröffentlichungen der Arbeitsmarktdaten für April und der Verbraucherpreise für April brachten dann dahingehend Klarheit, dass die Zinserhöhung im Mai auf absehbare Zeit die letzte gewesen ist. So ist der amerikanische Arbeitsmarkt stabil und baut weitere Stellen auf. Andererseits sinkt die Inflation weiter. Ob es am Ende des Jahres dann sogar wieder Leitzinssenkungen geben wird, bleibt allerdings offen.

Störfeuer bleiben bestehen
Die geldpolitischen Rahmenbedingungen für eine freundlichere Aktienmarktentwicklung sind gegeben. Aber es bestehen nach wie vor weitere Störfeuer. Das aktivste ist aktuell die Schuldenobergrenze der USA. Hier diskutierten derzeit US-Präsident Biden und der republikanische Kongress über eine Anhebung. Unverändert belastend wirken sich die geopolitischen Konflikte aus. Der Ukraine-Krieg ist sicher der augenscheinlichste Problemherd. Aber auch der Konflikt um Taiwan und das mehr oder minder deutliche Säbelrasseln Chinas belastet die Stimmung.

Kreditvergabe erschwert
Ob in diesem gemischten Umfeld dann tatsächlich eine Rezession verhindert werden kann, bleibt abzuwarten. In den Fokus rücken dabei die Kredite für Unternehmen. Anfang Mai hatte die Fed die Ergebnisse ihrer jüngsten Umfrage zur Kreditvergabe veröffentlicht, die sie vierteljährlich unter US-Banken durchführt. Sie zeigen, dass nochmals mehr Banken ihre Kreditvergabestandards verschärft haben als im Vorquartal. Ihr Anteil stieg per saldo von 44,8 auf 46,0 Prozent an. Dass US-Unternehmen schwerer an Kredite kommen und für diese höhere Zinsen zahlen müssen, wird früher oder später nicht nur die USKonjunktur belasten.

In Europa ist ein ähnliches Bild zu sehen. Laut EZB haben die Banken der Eurozone im ersten Quartal ihre Kreditvergabekonditionen vielfach weiter verschärft. Als wichtigste Beweggründe gaben sie eine höhere Risikobewertung und niedrigere Risikotoleranz an. Vorausschauend erwarten die Banken eine weitere, moderate Verschärfung der Kreditstandards – dies dürfte die Kreditnachfrage weiter belasten.

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